Auf ihn hört der Kanzler, für diesen verbindet er nach links: Thomas Drozda.

Mit der Übersiedlung des bisherigen Kanzlerberaters Tal Silberstein in eine israelische Gefängniszelle ist die Position von Kanzleramtsminister Thomas Drozda noch einmal gestärkt worden. Er gilt als die graue Eminenz im Team von Bundeskanzler Christian Kern – aber die Zuschreibung ist nur teilweise treffend: Grau ist bei Drozda allenfalls der Bart, die Ideen, mit denen er beim Kanzler Gehör findet, sind es nicht.

Drozda ist ein Kind der Kreisky-Jahre, er war fünf, als die SPÖ-Alleinregierung begann. Drozda stammt aus einer Aufsteigerfamilie in Kematen an der Krems. Der Vater hatte sich vom Lehrling zum Werksdirektor hochgearbeitet, dem Sohn standen alle Bildungsoptionen offen – und er nutzte sie, um in Linz Volks- und Betriebswirtschaft zu studieren. Und zwar aus einer linken Perspektive.

Drozda engagierte sich bei den Sozialistischen Studenten, leistete Zivildienst, fand 1991 seinen ersten Job als Geschäftsführer des Trotzdem-Verlags und managte die Finanzen der Sozialistischen Jugend unter seinem Landsmann Martin Winkler.

Weiter in die Nationalbank

Dann ging es weiter in die volkswirtschaftliche Abteilung der Nationalbank, aus der er vom damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky 1995 in dessen Kabinett geholt wurde. Von ihm lernte Drozda, wie man Spitzenpolitik macht, von Nachfolger Viktor Klima, wie man das Kanzleramt managt. Das hat ihm weniger gefallen, 1998 holte ihn Klaus Bachler ins Burgtheater, wo er neun Jahre kaufmännischer Direktor war – ehe er zu den Vereinigten Bühnen Wien wechselte, wo sein Generaldirektorsvertrag bis 2018 gelaufen wäre.

Eine Verlängerung wäre wahrscheinlich gewesen – hätte ihn im Vorjahr nicht der Ruf seines ehemaligen Bürokollegen aus dem Kanzleramt erreicht. Christian Kern war in den 1990er-Jahren im Team von Kanzleramtsstaatssekretär Peter Kostelka und wusste um Drozdas Qualitäten.

Mit ihm etablierte Kern sowohl eine tragfähige Verbindung in die Kulturszene als auch eine Beziehung zum linken Parteiflügel, den Drozda unter anderem mit einer gemeinsam mit dem Bruno-Kreisky-Forum organisierten "Open Space"-Veranstaltungsserie bei Laune hält.

Zwar ist der kinderlos verheiratete Drozda formal nur Kanzleramtsminister, mit den Aufgaben der Kultur, der Medien(förderung) und der Verfassung hat er aber mehr Macht als viele andere Minister – daher wurde er auch Regierungskoordinator. (Conrad Seidl, 15.8.2017)