Heiß ist es, Stadt ist es, und, vor allem, Wien ist es. Die Erlebnisse könnten Bücher füllen, wenn man sich die Mühe machte, sie für die staunende Nachwelt festzuhalten. In der Hitze geht der Wiener nämlich auf wie Germteig.

Statt artgerechte Siesta zu halten, rennt das Volk in den stickigen Straßen herum und pöbelt sich gegenseitig nieder. Weil: Leistung muss sich lohnen, auch die Eskalationsleistung.

Gewisse Entspannung tritt zwar in klimatisierten Zonen auf, zum Beispiel im Landtmann, wo hinter beschlagener Scheibe sogar zwei Marillenknödl reingehen wie Butter, bevor man überwältigt umsinkt. Oder im Tirolerhof. Oder in klimatisierten Straßenbahnen.

Zu Stoßzeiten fühlt man sich dort dennoch wie eine gekühlte Sardine im Öl. Wenn man dann im gnädigen Ventilatorlüfterl daheim den Fernseher aufdreht, kommt Wahlkampf raus und macht alle Entspannungstechniken wieder zunichte. Der Wahlkampf kommt pfeifend aus dem letzten Loch gekrochen, sieht einen mit blutunterlaufenen Augen an und röchelt: Töte mich.

Auf Balkonen kippen Pflanzen im Wüstenwind um und bohren Stecken, die man ihnen zum besseren Halt spendierte, in Nasenlöcher der Besitzer. Ich werde übrigens nie wieder solche Stecken verwenden. Aus Gründen.

Auf der Fahrbahn unterm Balkon torkelt ein leicht illuminierter Herr zwischen den Autos umher und schlägt ausweichenden Fahrzeugen mit den Worten "Schleich di, Depperter!" auf die Kühlerhaube. Wien, Wien, nur du allein. (Julya Rabinowich, 12.8.2017)