Der Grüne Abgeordnete als Lehrling: Julian Schmid griff im Friseursalon auch zum Fön.

Wien – Julian Schmid ist jener Jungpolitiker, der mit seiner Kandidatur am vierten Listenplatz der Grünen Peter Pilz verdrängt und damit indirekt dessen Antreten mit einer eigenen Liste ausgelöst hat. Schmid, der bis dahin nicht groß aufgefallen war, musste einiges an Kritik einstecken und aushalten. Mit einer fünfwöchigen Schnupperlehre in verschiedenen Berufen versuchte er zuletzt einen Beleg seines politischen Engagements zu bringen und mit Inhalten zu punkten. Am Donnerstag präsentierte der grüne Jugendsprecher sein Zehn-Punkte-Programm für Lehrlinge.

Der 28-Jährige, der seit 2013 für die Grünen im Parlament sitzt, hatte in den vergangenen Wochen als Lehrling gejobt – in einer Kfz-Werkstatt, im Supermarkt, am Bau, als Kellner in einem Hotel und in einem Friseursalon. Seine wichtigste Erkenntnis: Lehrlinge würden sich in der Öffentlichkeit vernachlässigt fühlen. "Deswegen ist es wichtig, ihnen mehr Respekt entgegenzubringen. Schließlich sind sie das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft."

Schmid fordert ab dem ersten Lehrjahr einen Mindestlohn in Höhe von 700 Euro. Das sei in vielen großen Lehrlingsbetrieben immer noch unüblich. Bei Friseur-Lehrlingen beträgt die Entschädigung im ersten Jahr etwa 470 Euro pro Monat. Eine weitere Forderung: Die Internatskosten für die Berufsschule sollen von der öffentlichen Hand getragen werden.

Bei der Lehre mit Matura soll der Maturakurs in der Arbeitszeit stattfinden und Lehrlinge vor großen Prüfungen freigestellt werden. Denn derzeit würde ein Großteil die Matura wegen der Mehrfachbelastung abbrechen.

Schärfere Kontrollen

Weitere Punkte sind eine bessere Bildungsberatung, mehr Lehrlingscoachings für die Persönlichkeitsentwicklung, ein Wahlrecht ab 16 bei Betriebsratswahlen, schärfere Kontrollen der Überstunden sowie modernere Lehrpläne in den Berufsschulen mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Außerdem sollte das EU-Austauschprogramm Erasmus ausgebaut werden.

Die auf Facebook heftig geäußerte Kritik an seiner "Schnupperlehre" weist Schmid zurück. Während andere Politiker in der Sommerpause des Parlaments auf Urlaub seien, habe er versucht, einen Einblick in den Arbeitsalltag der Lehrlinge zu kriegen. Er werde jedenfalls trotz Häme weitermachen. (Marija Barisic, 10.8.2017)