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Der Mix bei der Vorsorge sollte sorgfältig gewählt werden.

Foto: dpa / Axel Heimken

Wien – Geht es um die Pension, so wird gerne Panik verbreitet. Die höhere Lebenserwartung könnte auch höhere Ausgaben für den Bereich Pflege mit sich bringen. In Kombination mit steigenden Kosten für die Lebenserhaltung und einer sinkenden staatlichen Pension ergibt das aber zumindest "einen ungesunden Mix", sagt Hermann Stöckl, Geschäftsführer der VPI Vermögensplanung. Altersarmut ist für Stöckl daher keine Fiktion mehr, sondern eine Gefahr, die gerne übersehen wird.

Langfristige Planung

Grund zur Panik sieht Stöckl dennoch nicht. Denn: "Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich auf die finanziellen Herausforderungen im Alter vorzubereiten." Wichtig dabei sei, dass rasch mit einer Vorsorge begonnen und das Thema nicht auf die lange Bank geschoben werde. Zu berücksichtigen ist bei einer langfristig angelegten Vorsorge laut Stöckl, "dass sich das Konzept für den Vermögensaufbau dem individuellen Lebenslauf eines Menschen unterordnet, nicht umgekehrt". Denn es gehe bei der Pensionsvorsorge zwar um die langfristige Perspektive, dennoch dürften auch die individuellen kurz- und mittelfristigen Ziele nicht außer Acht gelassen werden. "Wenn der Kunde heute schon weiß, dass er in drei Jahren ein neues Auto braucht, muss dies im Vorsorgeplan abgebildet werden, damit das Geld auch tatsächlich verfügbar ist", sagt der Experte.

Denn, so erlebe er es in der Praxis oft: Menschen haben einen Mix an Vorsorgeprodukten, deren Einzahlungen im Laufe der Zeit zu einer finanziellen Belastung werden können, vor allem, wenn einmal kurzfristig Geld gebraucht würde. Dann werde eine Vorsorge oft frühzeitig aufgelöst, was wiederum gänzlich gegen den langfristigen Anlagegedanken spreche. Rund 80 Prozent der Pensionsvorsorgeprodukte werden derzeit bereits nach wenigen Jahren wieder aufgelöst. "Die Leute zahlen damit für eine gesamte Reise, steigen aber weit vor dem Ziel wieder aus", umschreibt es Stöckl.

Wichtig bei der Vorsorge ist es daher, sich immer einen Liquiditätspolster zu erhalten. Das Liquiditätsmanagement ist für Stöckl ein wesentlicher Punkt der Planung von Veranlagung und Vorsorge. Wer im Rahmen einer Beratung zu den individuellen Zielen und Plänen nicht gefragt werde, sollte sich daher überlegen, ob er wirklich den passenden Berater gefunden hat.

Staat muss reagieren

Damit sich die Menschen hierzulande auch zwecks Vorsorge an den Kapitalmarkt herantrauen, brauche es auch Anreize vom Staat – etwa durch Steuermodelle in Form einer Rückvergütung. Auch im Bereich der Bildung gehört angesetzt, fordert Stöckl. Denn das Unwissen in der Bevölkerung über Wirtschaft und Finanzprodukte sei teilweise erschreckend. Zudem dürften jene, die sich am Kapitalmarkt versuchen, nicht als "Zocker" abgestempelt werden. (Bettina Pfluger, 10.8.2017)