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Der Karakorum gilt als das höchste Gebirge der Erde. Vier Achttausender und 63 Siebentausender sind dort zu finden. Warum einige seiner Gletscher entgegen dem Klimawandel-Trend stabil bleiben und vereinzelt sogar wachsen, haben nun britische Forscher herausgefunden.

Foto: APA/EPA/OLIVIER MATTHYS

Newcastle upon Tyne – Eine der sichtbarsten Auswirkungen des Klimawandels ist der rasante Rückgang von Gletschern in so gut wie allen Teilen der Welt – doch es gibt auch Ausnahmen: Einzelne Gletscher widersetzen sich dem Trend und scheinen sogar zu wachsen. Dieses Phänomen lässt sich etwa bei einigen Eismassen des Karakorum-Gebirges in Zentralasien beobachten. Nun haben Wissenschafter herausgefunden, was den Gletschern in dem Himalaya-Ausläufer Stabilität verleiht.

Im Widerspruch zu den Klimamodellen

Das Abschmelzen der Gebirgsgletscher rund um den Globus ist das Ergebnis einer einfachen Rechnung: Steigende Temperaturen erhöhen den Eisverlust im Sommer, der Winter kann den zunehmenden Schwund nicht vollständig regenerieren. Warum das Karakorum-Gebirge nicht von dieser defizitären Entwicklung betroffen ist, war seit der Entdeckung dieses Phänomens im Jahr 2005 ein Rätsel. "Eigentlich sagen die Klimamodelle eine Erwärmung der gesamten Region sowohl im Sommer als auch im Winter voraus", erklärt Hayley Fowler von der Newcastle University in England.

Nun ist es der Klimaforscherin und ihrem Team gelungen, diesen Widerspruch aufzuklären. Die Wissenschafter untersuchten das atmosphärische Zirkulationsmuster über der gesamten Himalaya-Region und kartierten die Luftströme im Jahresverlauf, sowie deren Einfluss auf die lokalen Temperaturen. Dabei stießen sie auf ein großräumiges Zirkulationssystem – und das Zentrum dieses gigantischen Vortex liegt genau über dem Karakorum-Gebirge.

Im Zentrum des Wirbels

Während sich dieses System im Winter auf den gesamten Himalaya auswirkt, schrumpft es im Sommer und beeinflusst nur den Karakorum und das benachbarte Pamirgebirge. Die Folge ist, dass die Sommer im Karakorum-Gebirge bedeutend kühler sind als im restlichen Himalaya. Zudem fanden die Forscher heraus, dass das Zirkulationssystem mit dem südostasiatischen Monsun in Zusammenhang steht, was in den letzten Jahrzehnten zu stürmischen Wetterbedingungen über dem Karakorum geführt hat.

"Dieser Vortex fungiert als wichtige Temperaturkontrolle", erklärt Nathan Forsythe, Hauptautor der im Fachjournal "Nature Climate Change" erschienenen Studie. "Daher ist es besonders wichtig, dass wir etwaige Veränderungen dieses System im Verlauf des letzten Jahrhunderts genau untersuchen. Das hilft uns abzuschätzen, wie sich das Klima dieser Region in Zukunft entwickeln wird." (red, 9.8.2017)