Knubbel und Bügel – die Lösung für Bikesharing von Sycube.

Wien – "Bikesharing ist derzeit der boomende Markt", sagt Markus Leibetseder, Project-Sales-Manager der Wiener Firma Sycube. In vielen Städten Österreichs gebe es jedoch noch gar kein entsprechendes Angebot. Diese Marktnische will sich Sycube, Anbieter vollautomatischer Verleih- und Ladesysteme für Fahrräder mit und ohne E-Antrieb, zunutze machen. Folglich setzt das Unternehmen auf Expansion und startet zwecks Finanzierung eine Crowdinvesting-Kampagne.

Komplettlösung für Seestadt Aspern

Die 1995 gegründete Sycube ist kein klassisches Start-up, sondern hat schon mit mehreren Standbeinen versucht, am Markt Tritt zu fassen. Nach Abfallwirtschaft und digitalen Werbe- und Informationssystemen fokussiert sich das Unternehmen nun auf Radverleihsysteme. "Wir erstellen die Software, produzieren die Anlagen und vertreiben sie an lokale Betreiber", erklärt Leibetseder das Geschäftsmodell. "Der Markt wächst dynamisch, viele Städte beschäftigen sich mit Bikesharing." Komplettlösungen seien in der Seestadt Aspern oder in Weiz im Einsatz, insgesamt betreut man sieben Kunden mit 2800 Rädern.

Kunde automatisch erfasst

Herzstück des Systems ist ein faustgroßer Knubbel, der über RFID mit dem sogenannten Bikeholder, einem Befestigungsbügel für die Räder, kommuniziert. Das System erkennt, welcher Kunde welches Rad zurückbringt, und errechnet automatisch die Leihdauer. Sollte es sich bei dem Fahrzeug um ein E-Bike mit geringem Akkustand handeln, wird dieser automatisch aufgeladen und das Rad währenddessen für die Wiedervermietung gesperrt. Kunden sehen an der Station oder per App, welche Bikes frei sind. Laut Sycube ist das System wetterbeständig sowie vandalismus- und diebstahlsicher. So weit, so schlüssig.

Fragen stellen sich jedoch hinsichtlich der Crowdinvesting-Kampagne, die am Dienstag zu Mittag auf der Plattform Conda gestartet wurde. Sycube will eine halbe Million Euro einsammeln und bietet für ein achtjähriges Nachrangdarlehen eine Verzinsung von 5,5 Prozent zuzüglich einer nicht näher definierten Unternehmenswertbeteiligung – zumindest für jene Anleger, die bis 27. August investieren, danach gibt es einen Prozentpunkt weniger. Mindestbeteiligung sind 100 Euro, die Fundingschwelle liegt bei 50.000 Euro.

Lange Bindung der Crowd-Kampagne

Mit dem Geld will Sycube-Chef Klaus Ziegler das Wachstum forcieren: "Wir brauchen mehr Schlagkraft am Markt und möchten mit dem Geld aus dem Crowdinvesting die Marktbearbeitung forcieren." In einem weiteren Schritt soll auch ein Softwareentwickler geholt werden.

Warum das Geld auf acht Jahre gebunden sein soll, obwohl es in Personal investiert werden soll, erklärt Ziegler so: "Bikesharing-Projekte, in die kommunale Einrichtungen eingebunden sind, haben meist längere Vorlaufzeiten." Bis Geld zurückfließt, dauere es zwei bis drei Jahre. "Die Marktbearbeitung, für die wir zusätzliche Mitarbeiter benötigen, ist daher entsprechend längerfristig ausgelegt", sagt Ziegler. "Darauf basierend haben wir die Laufzeit der Crowd-Kampagne bemessen."

Unterm Strich wirkt das Finanzierungsvolumen vergleichsweise hoch für ein Unternehmen, das 2016 laut eigenen Angaben rund 900.000 Euro umgesetzt hat. (aha, 9.8.2017)