Sport war für Rother nach wie vor wichtig: Schwimmen, laufen und paddeln. "Ich hatte ein Paddelboot und war damit viel auf der Alten Donau unterwegs." Wie das ging? 1987 veränderte sich Rothers Sehfähigkeit infolge einer Erkrankung. "Ich hatte plötzlich nur sieben Dioptrien, konnte also eigentlich sehen", erzählt er – und betont: "Eigentlich."
Der Haken: "Man sieht ja nicht im Aug, sondern im Hirn: Die Informationen werden im Kopf zu Bildern gemacht. Aber mein Kopf hatte nie gelernt, diese Informationen zu verarbeiten."
Im Alltag, erzählt Harald Rother, war das nicht einfach: "Sobald ich in eine Situation kam, in der ich unsicher war, hat mein Kopf wieder die alten Schemata und Muster aktiviert: Ich 'sah' zwar, konnte die Bilder aber nicht interpretieren oder darauf reagieren."
Um 2010 wurde der Sehsinn dann wieder schlechter – bis Rother wieder dort war, wo er immer gestanden hatte: mit 1,6 Prozent Sehfähigkeit: "Das Boot, den Sport – das musste ich alles aufgeben."
Grund zum Verzweifeln sei das aber keiner gewesen: "Ich kannte den Ort, an den ich kam, ja schon. Ich glaube, ein Sehender hätte sich viel schwerer getan."