Bild nicht mehr verfügbar.

Marcus Hutchins stoppte eine Cyberattacke und wurde nun verhaftet.

Foto: Ap

Er galt mehrere Monate lang als "zufälliger Held" und wurde nun in den USA vom FBI verhaftet. Marcus Hutchins stoppte im Mai die globale Cyberattacke Wanna Cry, bei der mehr als 230.000 Rechner in 150 Ländern infiziert wurden. Durch einen Zufall konnte der 23-Jährige den groß angelegten Angriff vom Haus seiner Eltern aus stoppen. Nun sitzt der Brite in Untersuchungshaft. Gemeinsam mit einem weiteren Angeklagten soll der Sicherheitsexperte laut FBI zwischen 2014 und 2015 einen Banktrojaner entwickelt und für circa 6000 Euro zum Verkauf angeboten haben. Das Programm war in der Lage, über nachgemachte Websites von Banken Nutzernamen und Passwörter von Kunden zu stehlen. Vermarktet wurde die Schadsoftware über eine mittlerweile geschlossene Plattform im Darknet.

Kein Held

Der 23-Jährige steht somit erneut ungewollt im Rampenlicht. Beim Stopp der Cyberattacke im Mai wollte Hutchins aus Angst vor einer möglichen Rache ursprünglich anonym bleiben – der britische Boulevard deckte seine Identität schließlich auf. Daraufhin trat er selbst den Weg in die Öffentlichkeit an, um zu betonen, dass er kein Held sei, sondern lediglich seinen Job gemacht habe.

Sein größtes Hobby ist Surfen und seine größte Schwäche Pizza, wie er selbst sagt. In den sozialen Medien prahlte er aber auch gerne mit schnellen Autos. Bereits während seiner Schulzeit beschäftigte sich der Brite mit der Sicherheit von Computersystemen, was ihm einen Job bei einer IT-Firma in den USA und eine Suspendierung einbrachte. Ihm wurde vorgeworfen, das Netzwerk seiner Schule gehackt zu haben, was der 23-Jährige bestritt. Sein frühes Interesse für IT-Sicherheit dürfte sich für Hutchins trotzdem finanziell ausgezahlt haben, er spendete die Belohnung für den Stopp der Cyberattacke im Wert von circa 8500 Euro an Wohltätigkeitsorganisationen.

Kurz vor der Heimreise zurück nach England griff das FBI zu

Die Festnahme von Hutchins erfolgte nun in Las Vegas nach dem Besuch der Hackerkonferenz Defcon. Kurz vor der Heimreise zurück nach England griff das FBI zu. Janet Hutchins, die Mutter des Sicherheitsforschers, schließt aus, dass ihr Sohn den Banktrojaner entwickelt hat. "Er hat so viel Zeit damit verbracht, solche Angriffe zu stoppen", sagt die Frau. Bereits im Mai twitterte der junge Brite, dass er gewusst habe, dass sein kurzzeitiger Ruhm "grausam" werden würde, mit so einer Situation hätte er aber wohl selbst nicht gerechnet. (Daniel Koller, 4.8. 2017)