Entspannung statt Schwitzen ab dem Wochenende. Die Katze versteckt sich hinter den Beinen des Mannes links im Bild. Sie ist deshalb leider nicht zu sehen.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien/Rom – Mit Freitag dürfte die extreme Hitze in Österreich vorerst überstanden sein, die vor allem im Osten Österreichs herbeigesehnte Abkühlung soll kommen. Nach dem bisher heißesten Tag des Jahres am Donnerstag mit Spitzen von 39 Grad Celsius im Süden und 38,9 in der Wiener Innenstadt wird es am Wochenende vom Wiener Becken über das Burgenland bis zur südlichen Steiermark stellenweise noch 36 bis 38 Grad heiß, so die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, danach geht es mit den Temperaturen aber auch hier bergab.

Sonntag nicht mehr über 30

Am Sonntag muten die Höchsttemperaturen zwischen 21 Grad am Bodensee und 30 am Neusiedler See bundesweit schon fast gemäßigt an. Was weiter zu beobachten sei – und zwar an der Anzahl der Hitzetage sowie der regionalen Höchsttemperaturen –, sei die Erwärmung des Klimas allgemein.

ORF

Alexander Orlik, Klimatologe an der ZAMG, hat die Daten von 263 Wetterstationen ausgewertet: "An 224 Wetterstation gab es heuer schon zumindest einen Tag mit mindestens 30 Grad. An der Spitze der Auswertung bis inklusive 3. August liegt Andau im Seewinkel mit 35 Hitzetagen, gefolgt von Hohenau an der March und Wolkersdorf mit 34 Hitzetagen. Bis Sonntag erhöhen sich diese Zahlen noch auf 38 bzw. 37 Hitzetage. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen gesamten Jahr sind in diesen Regionen rund 20 Hitzetage zu erwarten."

Die absoluten Rekordzahlen an Hitzetagen sind immer noch ein gutes Stück entfernt. So verzeichnete die ZAMG im Jahr 2003 an der Wetterstation Leibnitz 56 Hitzetage, in Bad Radkersburg 54 und in Andau 52. In der Wiener Innenstadt liegt der Rekord bei 46 Tagen im Jahr 2015.

Auch im Westen und Süden Österreichs liegen die Abweichungen in vielen Regionen 50 bis 100 Prozent über dem Mittel. Die Zahl der Hitzetage ist aber wegen des hier nicht ganz so heißen Klimas naturgemäß etwas geringer.

Hitzetage selbst über 1.000 Meter

So verzeichnete Fürstenfeld heuer bereits 24 Hitzetage, in einem durchschnittlichen gesamten Jahr sind hier rund 15 Tage (14,8). In St. Andrä im Lavanttal waren es bisher 23 Hitzetage (im Mittel 14,1), in St. Johann im Pongau 12 (im Mittel 6,7), in Imst 22 (Mittel 8,2), in Lienz 18 (Mittel 9,8) und in Bregenz 16 Hitzetage (Mittel 4,1).

Beachtlich ist auch, dass selbst über 1.000 Meter Seehöhe bereits einige Hitzetage gemessen wurden, etwa in Virgen in Osttirol, in St. Anton am Arlberg und in der Ramsau am Dachstein. Die am höchsten gelegene Wetterstation ist dabei Nauders in Tirol mit heuer schon zwei Hitzetagen auf 1.330 Meter Seehöhe.

Auch der Wetterdienst Ubimet sieht die akute Hitzewelle mit Samstag überstanden und am Sonntag sorgt eine Kaltfront im Anmarsch, die heftige Regenschauer und Gewitter mit sich bringt. Gebietsweise besteht dabei auch wieder Unwettergefahr.

Ansonsten wird es in der neuen Woche auch wieder sonnig, aber kühler. Wobei es nicht mehr im Osten, sondern im Tiroler Inntal am wärmsten wird. "Damit kann auch im hitzegeplagten Osten und Südosten endlich wieder richtig durchgelüftet werden", sagt Ubimet-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer.

Hitze und Armut

Bevor die nächste Hitzewelle über das Land zieht, rief am Freitag die Armutskonferenz angesichts von Klimawandel und Hitzetoten zu vorbeugenden Maßnahmen in den Städten auf. In der Hitzewelle sterben Menschen, besonders gefährdet sind ältere und pflegebedürftige Personen – und da Haushalte in Vierteln mit geringem Einkommen. "Das wissen wir schon seit der großen Hitzewelle 2003, der in Europa rund 70.000 Menschen zum Opfer gefallen sind", so Martin Schenk.

Ärmere Bevölkerungsgruppen gehen statistisch gesehen häufiger Berufen nach, die körperlich anstrengend und der Hitze ausgesetzt sind (Bauarbeiter, Reinigungskräfte). Sozial benachteiligte Gruppen leben meist in Wohnungen mit schlechter Bausubstanz (etwa ohne Wärmedämmung) und schlechter Ausstattung (keine Außenjalousien, keine Klimaanlagen) sowie weniger Raum pro Kopf. Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten können sie sich auch seltener energetische Wohnraumsanierungen leisten, um sich an höhere Temperaturen im Sommer anzupassen. Zudem wohnen Ärmere häufiger in Mietwohnungen, in denen nur wenig Möglichkeit zur Gebäudesanierung besteht.

Qualitative Untersuchungen weisen darauf hin, dass Ärmere weniger oft und weniger weit in kühlere Bereiche ausweichen können (Zweitwohnsitz et cetera). Sie weisen einen schlechteren Gesundheitszustand auf, der sie gegenüber der Hitze verwundbarer macht. Von Hitze besonders stark betroffen sind ältere Menschen, sagt Schenk.

Die ungewohnt frühen Hitzeperioden und fehlender Regen sorgen in diesem Sommer auch für erhöhte Ozonkonzentrationen in Österreich. Seit Beginn des Sommers wurde die Informationsschwelle an sieben Tagen überschritten. Die meisten Überschreitungen wurden an den Messstellen Kittsee im Burgenland, Wien-Hermannskogel, Hainburg in Niederösterreich und Wien-Lobau verzeichnet, berichtete das Umweltbundesamt.

Eine hohe Ozonbelastung betrifft vor allem Kinder mit überempfindlichen Bronchien, Personen mit schweren Erkrankungen der Atemwege und/oder des Herzens sowie Asthmakranke. Wird die Informationsschwelle überschritten, sind Spaziergänge, Baden und Picknicks auch für empfindliche Personen unbedenklich. Steigen die Ozonwerte jedoch weiter und erreichen die Alarmschwelle, sollten ungewohnte und starke Anstrengungen im Freien, vor allem zu Mittag und am frühen Nachmittag, vermieden werden.

Italiens Bienen erschöpft

Die extreme Hitze belastet auch die Bienenvölker. Besonders in Italien: Der Klimawandel, extreme Hitze und die Dürre schaden den dortigen Bienen. Die Imker schlagen Alarm und rechnen mit einem Rückgang der Honigproduktion um mehr als 30 Prozent, berichteten Medien am Freitag. Besorgniserregend sei vor allem die Lage in der Lombardei. Hier sind wegen der seit Monaten anhaltenden Wasserknappheit die Wiesen verdorrt, die Bienen finden in der Folge keine Blüten.

Die Temperaturen in den Bienenstöcken haben ein Rekordhoch erreicht. "Am Ende der Saison werden wir in der Lombardei 500 Tonnen Honig weniger als in den vergangenen Jahren haben, als die Produktion bei 1.700 Tonnen lag", so Ettore Prandini, Präsident des Landwirtschaftsverbands Coldiretti in der Lombardei. In der Lombardei zählt man 143.000 Bienenstöcke. (red, 4.8.2017)