Mailand – Nicht nur in Österreich, auch in Russland sowie in ganz Osteuropa lief das Bankgeschäft der Unicredit gut. Dies bestätigte der Chef der Bank-Austria-Mutter, Jean Pierre Mustier, am Donnerstag in Mailand. Die Sanktionen hätten sich im Vorjahr kaum auf das Russland-Bankengeschäft ausgewirkt. Dass dort die Risikokosten im ersten Halbjahr um 64 Basispunkte hätten gesenkt werden können, wird als einmaliger Erfolg gesehen.

Bei stagnierenden Einnahmen habe sich der Nettogewinn bei den osteuropäischen Unicredit-Töchtern um sieben Prozent auf 827 Millionen Euro erhöht. Mustier lobte nicht nur die kräftig gewachsene Profitabilität bei Bank Austria, sondern auch die gute Entwicklung in der Tschechischen Republik, in Bulgarien und Kroatien. Er dementierte Gerüchte, wonach er Assets in Osteuropa oder in Österreich verkaufen werde. Hingegen schloss der Bankenchef einen Beteiligungsabbau bei der Mailänder Investmentbank Mediobanca (Unicredit hält 8,6 Prozent Anteile) nicht aus.

Kooperation mit Versicherern

Mustier hat neue Pläne für Osteuropa. Das Geldhaus ist dort inzwischen in elf Ländern präsent, der Aufbau einer Bankassurance-Gruppe wird überlegt. Kontakte wurden bereits zu mehreren Partnern geknüpft. Generali-Chef Philippe Donnet bestätigte zu Wochenmitte diesbezüglich einschlägige Gespräche in Osteuropa. Auf die Frage des STANDARD, ob denn auch Österreich davon betroffen sei, meinte Donnet: "Wir hoffen, dass Österreich zu der neuen Initiative zählen wird."

Mit einem Nettogewinn von 945 Millionen Euro allein im zweiten Quartal (plus drei Prozent) schloss Unicredit das erste Halbjahr weit besser ab als von Analysten erwartet (676 Mio. Euro). 205 Millionen Euro davon wurden von der Österreichtochter erwirtschaftet. Der Sparkurs habe sich gelohnt, der Motor laufe wie geschmiert, meinte der erst seit gut einem Jahr amtierende Vorstandschef. Nach Bekanntgabe der guten Quartalsergebnisse legten die Unicredit-Aktienkurse an der Mailänder Börse über fünf Prozent zu.

Weniger Risikovorsorge

Ausschlaggebend für die positive Performance war auch die gesunkene Risikovorsorge. Die Rückstellungen auf faule Kredite lagen zu Jahresmitte mit 564 Millionen Euro um 36 Prozent unter dem Vorjahresniveau. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 3.8.2017)