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Saisonbedingt sinkt die Arbeitslosigkeit auf einen Tiefstand. Vor allem die Gastronomie sucht Personal für den Touristenansturm.

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Wien – Sommerzeit ist Ferienzeit. Viele Österreicher legen die Arbeit nieder und fahren in den Urlaub. Gleichzeitig ist der Juli saisonbedingt der Monat mit der geringsten Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Juni waren 4.586 Personen weniger beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet.

Der gesamtwirtschaftliche Aufschwung offenbart sich jedoch im Vergleich mit dem Vorjahr. Demnach sank die Arbeitslosigkeit in Österreich im Juli um 2,4 Prozent, wie das Sozialministerium am Dienstag bekanntgab.

Rekordbeschäftigung

Gleichzeitig erreichte die Beschäftigung einen Rekordwert. Mehr als 3,7 Millionen unselbstständig Beschäftigte waren im Juli registriert. Auch die Zahl der offenen Stellen stieg um knapp die Hälfte auf über 65.000.

Regional betrachtet hat sich die Situation am Arbeitsmarkt in allen Bundesländern bis auf Wien und Vorarlberg verbessert. In Tirol war der Rückgang der Arbeitslosigkeit sogar knapp zweistellig. Dabei hatte der Tourismus im westlichen Bundesland bereits im Vorjahr einen Nächtigungsrekord verzeichnet.

Effekt des Beschäftigungsbonus noch nicht sichtbar

Auch mehr Jugendliche finden in Österreich einen Job. Mit einem Rückgang (-6,4 Prozent) der unter 25-Jährigen auf Jobsuche belegt Österreich den zweitbesten Wert in der EU. Sozialminister Alois Stöger betonte am Dienstag die positive Wirkung politischer Maßnahmen. So zeige der Beschäftigungsbonus, der erst seit Anfang Juli gilt, bereits Wirkung.

Zur Erinnerung: Mit der Förderung erhalten Arbeitgeber für zusätzlich geschaffene Jobs über drei Jahre lang die halben Lohnnebenkosten rückerstattet. 150.000 neue Jobs sollen dadurch entstehen. Laut Austria Wirtschaftsservice sind bereits 6.333 Arbeitnehmer eingestellt worden, für die der Beschäftigungsbonus beantragt wurde.

Wie stark der Bonus tatsächlich schon wirkt, ist nicht klar. Das Minus bei der Arbeitslosigkeit im Juli von 2,4 Prozent liegt unter dem Rückgang der letzten Monate. Ein erkennbarer Sprung ist aus den Zahlen also nicht unmittelbar herauszulesen.

Beim Wirtschaftsministerium traut man sich derzeit nicht, einen Effekt der Fördermaßnahme auf die Arbeitslosigkeit abzuleiten, hieß es auf Anfrage des STANDARD. Schließlich können die bereits beantragten Bonusstellen auch von Neueinsteigern oder Berufswechsel besetzt worden sein, die nie beim AMS gemeldet waren.

Mehr Langzeitarbeitslose

Den positiven Meldungen vom Arbeitsmarkt steht auch eine Schattenseite gegenüber. Die Situation von Älteren und Ausländern hat sich leicht verschlechtert. Beides darf trotz guter Konjunktur nicht überraschen. Schließlich führen die Alterung in der Gesellschaft und der leichte Rückgang beim Pensionsantrittsalter der vergangenen Jahre dazu, dass sowohl der Anteil der Älteren mit als auch ohne Job wächst. Im Juli waren knapp 92.000 Personen über 50 arbeitslos. Die Zahl ausländischer Jobsucher stieg um 2,6 Prozent auf 111.300 Personen – darunter auch 28.200 Flüchtlinge.

Am stärksten ist im Juli die Langzeitarbeitslosigkeit gestiegen (6,7 Prozent). Seit 2015 hat sich der Anteil der Personen, die über zwölf Monate weder einen Job haben, noch in Schulung sind, verfünffacht. Betroffen sind vorwiegend Geringqualifizierte, Ältere und gesundheitlich Beeinträchtigte. Bei dieser Gruppe kommt der noch frische Konjunkturaufschwung leider zuletzt an. (Leopold Stefan, 2.8.2017)