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Die Jagd auf Schuppentiere hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Inzwischen werden mehr Schuppentiere illegal gehandelt als irgend eine andere Tierart.

Foto: REUTERS/Laila Bahaa-el-din/Panthera

Falmer/Göttingen – Bei all den Berichten über Elfenbein, Rhinozeros-Hörner und Haifischflossen mag die nun präsentierte Studie überraschen: Tatsache ist aber, dass kein anderes Tier derzeit weltweit häufiger illegal gehandelt wie das Schuppentier. In den vergangenen rund 45 Jahren stieg die Zahl der erlegten Schuppentiere in Zentralafrika sogar um 150 Prozent. Zu diesem Schluss kam nun ein internationales Wissenschafterteam unter der Leitung der University of Sussex.

Die auch von Naturschutzorganisationen gesammelten empirischen Daten zeigen, dass bis zu 2,7 Millionen Schuppentiere jährlich aus den Wäldern Kameruns, der Zentralafrikanischen Republik, Äquatorial-Guineas, Gabuns, der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo verschwinden.

Höhere Nachfrage als Elfenbein

Die Forscher nutzten Daten von 113 Regionen in 14 afrikanischen Ländern, um jährliche Jagdstrecken lokal ansässiger Jäger zu schätzen. "Besorgniserregend ist, dass die sich langsam reproduzierenden und stärker als Elfenbein nachgefragten Schuppentiere einen immer stärkeren Anteil an allen in Zentralafrika bejagten Arten ausmachen", so Matthias Waltert, Naturschutzbiologe an der Universität Göttingen und Co-Autor der Studie. Die Wissenschafter stellten zudem fest, dass Schlingen immer noch zum Fang genutzt werden, obwohl diese Jagdmethode in den meisten zentralafrikanischen Ländern illegal ist.

Afrikanische Schuppentiere werden in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet sowohl zur Nahrungsversorgung als auch im Rahmen traditioneller Medizin genutzt. "Neueste Studien zeigen auch, dass es einen zunehmenden Handel afrikanischer Schuppentiere in einige asiatische Staaten gibt", so Waltert. Laut der im Fachjournal "Conservation Letters" präsentierten Studie stieg der Preis für Schuppentiere in städtischen Märkten seit den 1990er-Jahren an. "Für die am stärksten nachgefragte Art, das Riesenschuppentier, stieg der Preis trotz hohem Schutzstatus sogar um das 5,8-fache an."

Drastische Rückgänge

Die Wissenschafter fordern die Regierungen des afrikanischen Kontinents dazu auf, die Kapazitäten zur Durchsetzung der internationalen Handelsbeschränkungen zu erhöhen, entsprechende Naturschutzerziehung und Öffentlichkeitsarbeit zu forcieren sowie den Zustand von Schuppentierpopulationen regelmäßig zu erfassen. "Afrikanische Schuppentiere sind bedroht und könnten ähnlich drastische Rückgänge erfahren wie ihre asiatischen Verwandten, wenn nicht bald sowohl auf Ebene der Regierungen als auch lokal gehandelt wird", so die Forscher.

"Dringend notwendig ist zudem Freilandforschung zum Bestand gefährdeter Arten, um zum Schutz speziell der vom Wildfleischhandel betroffenen Regenwaldarten beizutragen. Ihre Populationen können nur durch Geländearbeit erfasst und ihre Gefährdung durch Befragungen von Jägern abgeschätzt werden", meint Waltert. (red, 5.8.2017)