Die Krise in Venezuela – präziser: der Umgang der Regierung in Caracas mit ihr – ist nichts anderes mehr als unerträglich. Nun ist es also Nicolás Maduro gelungen, dank einer Reihe repressiver Maßnahmen die Wahl seiner Abgeordneten durchzuboxen: Die Sympathisanten seiner Regierung werden im nächsten Schritt ein neues Grundgesetz ganz nach seinem Geschmack ausarbeiten, das dem Präsidenten noch mehr Macht gibt – und dem bereits jetzt zahnlosen Parlament noch weniger.

Maduro verkündete einen "Erfolg", die Wahlen seien "ruhig und friedlich" verlaufen, ihr Ergebnis stelle die "größte Abstimmung für die Revolution" dar. Das ist eine derart absurde Verdrehung der Tatsachen, dass sie eigentlich schon wieder die Hilflosigkeit der Regierung offenbart. Wie unsäglich vorgeschoben ihre Begründungen sind, zeigt schon ein Blick auf die aktuelle Verfassung: Diese stammt von Hugo Chávez – kein Gegner der Revolution, die Maduro angeblich verteidigen möchte, sondern deren Begründer. Maduros Erklärung, mit der weiteren Konzentration der Macht nun die zum allergrößten Teil selbst verschuldete Krise "lösen" zu wollen, bleibt abenteuerlich.

Die vielzitierte Revolution, die den Venezolanern zumindest in den ersten Jahren unter Chávez bei allen Fehlleistungen tatsächlich auch eine Menge Gutes brachte, bringt schon lange nur noch Hunger, Gewalt und Unterdrückung – und führt Venezuela immer tiefer in den Abgrund. (Anna Giulia Fink, 31.7.2017)