So mächtig wie diese Turbine sind jene in Wiener Neustadt natürlich bei weitem nicht.

Foto: AFP PHOTO / THOMAS BREGARDIS

Wien – Seit Anfang Juni können Radfahrer am Wiener Neustädter Kanal an "ihrem" Wasserkraftwerk vorbeifahren. In zwei Schleusen, Kottingbrunn und Pfaffstätten, hat der Projektbetreiber Unser Kraftwerk UK – Naturstrom GmbH Schaufelradturbinen eingebaut. Sie produzieren nachhaltig Strom aus Wasserkraft. Und sparen jährlich 180 Tonnen CO2 ein.

Finanziert wird das Projekt durch die Crowd. Mit einer Mindestinvestitionssumme von 250 Euro sei man dabei, sagt der Geschäftsführer von Crowd 4 Energy, Oliver Percl.

Die Kleinwasserkraftwerke am Wiener Neustädter Kanal sind das erste Projekt, das auf der Crowdinvestingplattform angeboten wird. Spezialisiert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und unterstützt durch das Programm "Horizon 2020" der EU will das von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (Ögut) initiierte Projekt nachhaltigen Energieprojekten auf die Beine helfen. Und offensichtlich geht der Plan auf. Der Schwellenwert von 50.000 Euro, ab dem das Projekt überhaupt als Crowdinvestment zugelassen wird, ist längst überschritten.

150.000 Euro in zwei Wochen

Innerhalb von zwei Wochen hat man bereits mehr als 150.000 Euro eingesammelt, zuletzt waren knapp 250.000 der geplanten 300.000 Euro beisammen. Jährlich werden beim Kleinwasserkraftwerk 4,5 Prozent Zinsen ausgeschüttet, über eine Laufzeit von fünf Jahren.

"Dass Crowdinvesting natürlich auch ein Risiko in sich birgt, ist unseren Investoren bewusst", sagte Percl. Im Fall eines Konkurses des Projektbetreibers wäre das investierte Geld weg. Umso wichtiger wäre es, dass man sich die Projekte sehr genau aussuche, bevor man sie anbiete. Crowd 4 Energy setze auf Projektbetreiber, die Erfahrung in ihrem Metier haben. So hat der Projektbetreiber der Schleusenkraftwerke bereits eine Reihe von Bürgerbeteiligungsprojekten im Fotovoltaikbereich durchgeführt.

Plattform für Nachhaltigkeitsprojekte

Schon seit 2016 können Interessierte auf der vom Umweltministerium unterstützten Plattform Crowd 4 Climate Nachhaltigkeitsprojekte für den Klimaschutz in Entwicklungsländern finanzieren. Zwei Projekte habe man bereits erfolgreich platzieren können. Ein mobiles Solarkraftwerk für Niamé in Mali und ein Solarunternehmen in Uganda. Beide sind deutlich über die Schwellensumme gesprungen. Investoren, so Percl, könne man dabei in zwei Typen unterteilen. Die einen seien an Rendite und Performance interessiert. So werden für die aktuellen Projekte auf Crowd 4 Climate sieben Prozent Zinsen jährlich geboten. Für die anderen stehe der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund. "250 Euro würden viele auch für ein Entwicklungshilfeprojekt spenden", meint Percl. Bis Ende des Jahres wolle man eine Million Euro schaffen und im nächsten Jahr die Investitionssumme auf zwei Millionen verdoppeln.

Dass das nicht unrealistisch ist, zeigen Zahlen der Wirtschaftskammer Österreich. Diese hat die Entwicklung des österreichischen Crowdinvestingmarktes untersucht. Das Ergebnis: 2016 wurden in Österreich mehr als 35 Millionen Euro in Crowdinvestingprojekte investiert – doppelt so viel wie 2015.

"So wie es aussieht, wächst der Markt schnell und hat sehr viel Potenzial", meint Percl. "Und da könnte auch für nachhaltige Projekte und Energieeffizienz noch einiges umzusetzen sein." (Norbert Regitnig-Tillian, 1.8.2017)