Neben dem Bitcoin wird es demnächst wahrscheinlich einen zweiten geben: die abgespaltene Onlinewährung Bitcoin Cash, der Experten aber keine großen Erfolgsaussichten einräumen.

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Wien – Für den einen kann ein Bitcoin auf 10.000 oder sogar 100.000 Dollar steigen, für den anderen handelt es sich dabei nicht einmal um eine Währung: Bei diesen zwei Personen handelt es sich um den Bitcoin-Optimisten Bill Gates, der seine Erwartung Ende des Vorjahrs in einem Bloomberg-Interview offenbarte, und den Bitcoin-Verweigerer Warren Buffett, also zwei der drei reichsten Menschen der Welt. Das zeigt, wie sehr die Digitalwährung die Leute polarisiert – wobei sich nun auch eine Spaltung innerhalb der Bitcoin-Community abzeichnet.

Auslöser ist eine technische Umstellung bei der Onlinewährung per 1. August. Notwendig geworden ist diese, da Transaktionen mit Bitcoin immer behäbiger umgesetzt wurden. "Am 1. August steht eine Entscheidung zur Zukunft von Bitcoin an", kommentiert James Butterfill, Chefanalyst von ETF Securities, die Umstellung. "Die Währung kann derzeit nur sieben Transaktionen pro Sekunde verarbeiten im Vergleich zu Visa mit 2.000 Transaktionen pro Sekunde. Diesen Makel möchte das Bitcoin-Netzwerk beheben, um die Währung praktikabler zu machen."

Am Dienstag wird folglich das neue Protokoll Segwit 2X installiert, das der Onlinewährung wieder Beine machen soll. Vergangene Woche allerdings sorgte ein chinesischer Miner, das sind Leute oder Organisationen, die über Rechenleistung zusätzliche Bitcoins schürfen, für einen Knalleffekt in der Community: Er werde bei Segwit 2X nicht mitziehen und stattdessen Bitcoin Cash ins Leben rufen.

In der Praxis bedeutet das, dass sich die derzeitige Onlinewährung allem Anschein nach in zwei aufgespalten wird: in Bitcoin und Bitcoin Cash. In der Theorie werden Besitzer der Onlinewährung dann beide Varianten erhalten. Mit folgender Ausnahme: Wer seine Bitcoins auf Handelsplattformen wie Coinbase oder Bitpanda gelagert hat, erhält keine Bitcoin Cash, da diese bereits angekündigt haben, die Bitcoin-Abspaltung nicht zu unterstützen.

Geringe Chancen für Bitcoin Cash

In der Praxis wird das wohl keine nennenswerten Einbußen zur Folge haben, da viele Experten Bitcoin Cash nur geringe Marktchancen einräumen, wie auch Paul Klanschek, Mitgründer und Geschäftsführer der Firma Coinimal, die die Handelsplattform Bitpanda betreibt: "Bitcoin Cash hat bestenfalls die Chance, neben Bitcoin zu existieren." Große Kurs-Chancen räumt er der neuen Onlinewährung jedenfalls nicht ein, da die Abspaltung von Softwareentwicklern und der Community kaum Unterstützung erhalten werden. Er verweist auf Terminkontrakte wie Futures, die bereits auf Bitcoin Cash gehandelt würden – und zwar nur zu einem Bruchteil des Werts eines Bitcoin.

Als Beispiel zieht er das Bitcoin-Pendant Ethereum, die Nummer zwei auf dem Markt für Onlinewährungen, heran, wo es bereits zu einer Aufspaltung gekommen ist. Ein Ethereum ist derzeit rund 195 US-Dollar wert, während der Ethereum Classic mangels Unterstützung seitens der Entwicklern bei weniger als einem Zehntel des Werts herumdümpelt.

Im Zuge der Umstellung erwartet Klanschek keine großen Verwerfungen, räumt aber ein, dass das Netzwerk "etwas unsicherer sein" kann. Daher wird auf Bitpanda der Handel vorübergehend eingestellt, bis man sicher sein könne, dass die Umstellung gelungen sei. "Ich hoffe, das wird eine schnelle Angelegenheit", sagt Klanschek, gibt aber zu bedenken: "Es ist das erste Mal, dass so etwas beim Bitcoin passiert."

Den Hintergrund der Abspaltung erklärt Klanschek wie folgt: Nach der Implementierung des Segwit-2X-Protokolls sollte die Blockgröße in einem weiteren Schritt von derzeit einem Megabyte auf künftig zwei Megabyte erhöht werden. Zu wenig für die Bitcoin-Cash-Abtrünnigen, die auf acht Megabyte aufstocken wollen. Am 1. August um 14.20 Uhr MESZ werden diese beginnen, einen Block mit mehr als einem Megabyte zu befüllen. Sobald das erreicht ist, komme es zur Abspaltung. (Alexander Hahn, 31.7.2017)