Es gibt so wenige gute Nachrichten aus der arabischen Welt, dass es fahrlässig wäre, eine sehr gute zu unterschlagen: Tunesien hat vergangene Woche ein Gesetz verabschiedet, das Gewalt jeder Art gegen Frauen kriminalisiert, vor allem – das ist der springende Punkt – auch im häuslichen Bereich. Allerdings muss man nüchtern feststellen, dass Tunesiens Familienrecht bereits das fortschrittlichste in der ganzen Region ist – was jedoch, wie Umfragen zeigen, nie bedeutet hat, dass Frauen einen hohen Status haben, der ihnen Gewalt erspart.

Dennoch war der Jubel im tunesischen Parlament berechtigt. Es geht darum, per Gesetz jeden Zweifel auszuräumen, was Mann nicht darf, auch wenn klar ist, dass es dauern wird, bis die neuen Regeln flächendeckend exekutiert – geschweige denn eingelernt sein – werden.

Das neue Gesetz räumt auch mit einem besonders widerlichen Usus auf, der – die zweite gute Nachricht – auch in anderen Ländern der arabischen Welt zunehmend an Akzeptanz verliert: dass ein Vergewaltiger straffrei geht, wenn er sein Opfer, das meist von der Familie dazu gezwungen wird, heiratet. Marokko war 2014 das erste Land, das das beendet hat, eine sehr eindrückliche Kampagne wurde im Libanon geführt – mit Erfolg, eine Gesetzesänderung steht bevor. Auch Jordanien soll bald folgen. Kleine Schritte, gewiss, aber sie zeigen ein sich veränderndes Bewusstsein, das hoffentlich bald auf alle überschwappt.
(Gudrun Harrer, 30.7.2017)