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WKO-Chef Leitl sieh durch US-Sanktionen gegen Russland heimische Geschäfte bedroht.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Wien/Moskau/Washington – Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl hat sich entschieden gegen die geplanten neuen Sanktionen der USA gegen Russland ausgesprochen. "Europa darf sich das nicht gefallen lassen", sagte Leitl im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio am Freitag. Eine Verschärfung der bestehenden Sanktionen würde nur allen schaden. Anerkennend äußerte sich der WKO-Chef zum politischen Standpunkt Österreichs.

Wirtschaftliches Eigeninteresse der USA

Hier gehe man leichtfertig mit internationalen Wirtschaftsbeziehungen um, empört sich Leitl über die US-Pläne. Die Amerikaner wollten das Wirtschaftsverhältnis zwischen Russland und Europa stören, weil sie eigene Interessen in der Handels-, Wirtschafts- und Energiepolitik haben, das würden sie laut Leitl ganz offen sagen.

"Sollten diese Sanktionen umgesetzt werden, darf man keinen Zweifel haben, dass Europa fest zusammensteht", hofft der WKO-Chef. Dies könnte man dann zum Anlass nehmen, die EU-Sanktionen gegen Russland aufzuheben.

Pipeline-Projekts behindert

Leitl fürchtet Schaden für die OMV bei einer Behinderung des Pipeline-Projekts Nord Stream, auch die österreichische Maschinenindustrie und viele kleine Zulieferer in der heimischen Wirtschaft könnten nachhaltig geschädigt werden.

Den Finanzkreislauf weiter einzuschränken, so dass Investitionen nicht mehr möglich seien, "das ist reine Willkür", zürnt er. Hingegen freue er sich, dass die österreichische Politik hier einen klaren Standpunkt habe und Österreich auf europäischer Ebene dem Kommissionspräsidenten Unterstützung gebe.

Kern besorgt

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hatte sich besorgt über die geplanten weiteren Sanktionen der USA gegen Russland gezeigt. Die Strafmaßnahmen könnten auch die Russland-Aktivitäten europäischer Firmen in den Sektoren Energie und Infrastruktur beeinträchtigten, sagte Kerns Sprecher Jürgen Schwarz der russischen Agentur TASS.

China als "Hintertürl" für USA

Österreich habe schon bisher durch Russland-Sanktionen einen massiven Einbruch in den Handelsbeziehungen gehabt, sagte Leitl und stellte in den Raum, dass die Amerikaner selber ihre eigenen Interessen so oder so wahren würden: "Wenn die europäische Tür zugeht, geht das Türl nach China auf, und die Amerikaner finden immer wieder Wege, wie sie durchs Hintertürl reinkommen und ihre Wirtschaftsinteressen wahrnehmen". (APA, 28.7.2017)