In Hannover wurde der Hannoccino-Becher präsentiert – und zu Demonstrationszwecken ein Berg aus hunderten Bechern aufgeschüttet.

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Wien – Die Menge an Müll, die Einwegbecher in Wien verursachen, ist beeindruckend: "Wenn alle täglich verbrauchten Einwegbecher übereinandergestapelt werden, ist der Turm 147-mal die Höhe vom Wiener Stephansdom", sagt Peter Kraus, Wirtschaftssprecher der Wiener Grünen. Er hat das Thema für sich entdeckt und am Donnerstag zwei mögliche Modelle gegen den hohen Einwegbecher-Verschleiß in Wien präsentiert.

Wie berichtet werden in Wien täglich geschätzt 200.000 Becher verbraucht. Ein einzelnes Wegwerfgebinde hat gerade einmal eine Lebensdauer von rund einer Viertelstunde. Die Becher können laut Kraus zudem nicht recycelt werden, sondern landen in der Müllverbrennung.

Möglichkeit 1: Pfandbecher

In einigen deutschen Städten – zuletzt war auch Berlin an der Reihe, zuvor etwa schon Hannover, Freiburg und München – gibt es bereits Mehrweg- und Pfandbechersysteme, um die Abfallmenge zu reduzieren. Kraus schlägt für Wien nun vor, eines dieser zwei Konzepte konkreter auszuarbeiten und mit den Betrieben zu verhandeln.

Da gibt es einerseits die Idee vom "Wien-Becher" als Pfandbecher, der in jedem teilnehmenden Kaffeehaus und in Bäckereien um einen Einsatz erworben wird. Bei Rückgabe erhält man das Pfand retour. Ähnlich wird es bereits bei Veranstaltungen mit Plastikbechern gehandhabt. Pfandbecherbenutzern wird der Kaffee dann günstiger ausgeschenkt.

Möglichkeit 2: Eigener Becher

Die zweite Idee wäre der "Wien-Becher" als Mehrwegbecher, der wiederverwendbar und aus nachhaltigen Materialien (zum Beispiel Bambusfaser und Maisstärke) gefertigt ist. Kaffeegenießer kaufen sich die Becher (oder, so wäre für Kraus auch denkbar, bekommen sie von der Stadt als Marketingmaßnahme geschenkt). Geht jemand mit dem Mehrweggebinde zum Kaffeeverkäufer, erhält er das Getränk um 20 Cent günstiger.

Letzteres System gibt es bereits in manchen Betrieben, darunter Ströck und Starbucks. Nicht nur Ketten bieten den Rabatt an, auch das Café Jonas Reindl beim Schottentor in Wien bietet 20 Cent Rabatt für Kunden, die sich den Coffee to go in den Mehrwegbecher einschenken lassen. Sollte der mitgebrachte Becher nicht ganz sauber sein, sei das kein Problem, da er nicht mit dem Kaffeehahn in Berührung komme, heißt es von den Betreibern.

Generell sind die Kaffeehausbetreiber und Bäcker laut wien.orf.at für Maßnahmen gegen Einwegbecher aufgeschlossen.

Sima: Gespräche laufen

Im Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) heißt es, dass seitens der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) bereits Gespräche mit Betrieben über die Minimierung von Einweg-Kaffeebechern im Gang seien. Details könnten aber noch nicht genannt werden. Man versuche seitens der Stadt jedenfalls laufend, Müll zu vermeiden. Auch Städte wie Graz und Linz stellen Überlegungen dazu an. (Gudrun Springer, 27.7.2017)