Während Virtual-Reality-Brillen ihre Nische im Gaming-Geschäft erst langsam vergrößern, könnte im Unternehmensgeschäft Augmented Reality – also die Überlagerung der physischen Realität mit digitalen Inhalten – als neuer Technologietrend Fuß fassen. So ist etwa Microsofts Hololens bereits bei einigen Unternehmen experimentell im Einsatz. Google Glass ist ebenfalls zurück und soll Fabriken, Labors und Arztpraxen Fuß fassen.

Einen Schritt weiter ist man offenbar schon beim Start-up Meta, wo man eine gleichnamige Datenbrille entwickelt. Deren zweite Generation will man durch praktische Tests verbessern. Als Versuchskaninchen dienen die eigenen Mitarbeiter, die ihre Desktop-Rechner mit den hauseigenen Smartglasses ersetzt.

Meta-CEO Meron Gribetz führt "Workspace" vor.
Augmented World Expo (AWE)

"Workspace"

Mit dabei ist auch Ryan Pamplin, Vizechef und als Evangelist auch verantwortlich für die technologische Botschaft des Unternehmens. Er arbeitet nach eigenen Angaben seit mehreren Wochen nicht mehr direkt am Bürorechner, sondern nur noch mit seinem iPhone und der Meta 2-Brille.

Sein Fazit ist, wenig überraschend, positiv. Er hält den "Dogfooding"-Prozess, also das Erproben neuer Produkte im Kreise eigener Mitarbeiter, für notwendig, um ein gutes Gerät zu bauen. Mit der eigenen Technologie sei man wohl das einzige Unternehmen, das dies in dieser Form umsetzen könne, erklärt er gegenüber Business Insider.

Dazu hat man ein System namens "Workspace" umgesetzt. Dieses präsentiert wichtige Apps in einem virtuellen Regal. Der Nutzer kann diese mit der Hand hinausziehen und erstellt damit einen Bildschirm, dessen Größe beliebig veränderbar ist. Hier lässt sich auch zum Beispiel der Desktop des Macs streamen und per Maus und Tastatur nutzen.

Techniker rebellierten

Friktionsfrei lief dieser Prozess allerdings nicht ab, schreibt Bloomberg. In der technischen Abteilung, wo ohnehin hohe Arbeitslast und strenge Deadlines Norm sind, häuften sich Beschwerden darüber, dass es nicht möglich sei, damit produktiv zu arbeiten. Es gab etwa Probleme dabei, gleichzeitig Programmcode zu schreiben und diesen zu testen. Und so manche verwendete Software ließ sich schlicht mit der Brille nicht ausführen.

Letztlich entschloss man sich, die Techniker wieder mit herkömmlichem Equipment arbeiten zu lassen und den Praxistest mit Meta 2 in anderen Abteilungen und kleineren Gruppen zu testen. Dort ist das Feedback mitunter sehr positiv.

Bloomberg

Versprechungen

Die potenziellen Vorteile der noch in Reifung befindlichen Technologie sind jedoch beachtlich. Im Büro können Angestellte sich nach Bedarf virtuelle Bildschirme vor die Augen stellen. Das erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern könnte auch die Anschaffung von Hardware und Platz ersparen.

Architekten, Produktdesigner und andere Menschen, die beruflich mit 3D-Modellen arbeiten, können ihre Werke unkompliziert von allen Seiten betrachten und erhalten "plastische" Bearbeitungsmöglichkeiten anstelle eines flachen Interfaces mit eingeschränkter Tiefenwahrnehmung.

Entwicklerversion soll bald ausgeliefert werden

Interessenten bietet Meta eine Entwicklerversion der Meta 2 um 949 Dollar an. Das Gerät besitzt ein Sichtfeld von 90 Grad, "2,5K"-Auflösung und eine Bildwiederholrate von 60 Hertz. Es ist per Kabel mit einem Rechner verbunden und bringt Sensoren zur Positions- und Handerfassung mit. Auf der Vorderseite gibt es außerdem eine 720p-Kamera, weiters wurden vier Surround-Lautsprecher und drei Mikrofone integriert.

Die Hardwareanforderungen des 500 Gramm schweren Wearables liegen jedoch recht hoch. Benötigt wird ein PC mit einem Highend-Prozessor von Intel oder AMD, mindestens 16 GB RAM sowie eine starke Grafikkarte und Windows 10. Das Gerät belegt einen HDMI und zwei USB-3.0-Ports. Mit der Auslieferung rechnet man gegen Ende des Sommers. (gpi, 30.07.2017)