Mehrere Meter über die Wand des Ausstellungsraumes im Innsbrucker Taxispalais Kunsthalle Tirol zieht sich die Brandspur des mit Starkstrom versorgten und unter Putz versenkten Drahtes. Seine Linienzeichnung ist jedes Mal anders, lässt sich nicht vorausplanen. Unter Strom steht auch das kupferfarbene Mittelstück der an den Wänden lehnenden Stahlstangen, das sich bei näherer Betrachtung als Elektromagnet entpuppt, der die beiden Stangenhälften zusammenhält, jederzeit kappbar.

Judith Fegerl: fragile Skulpturen aus Aluminiumstäben, einzeln zersägt und wieder verschweißt.
Foto: Gregor Sailer

Die Arbeiten der 1977 in Wien geborenen Künstlerin Judith Fegerl sind zart und brutal zugleich, in Prozessen zwischen Handwerk und Handarbeit schweißt, webt, vernäht sie Weiches und Hartes, Technisches und Textiles zu neuen Verbindungen, lädt es gleichsam mit Energie auf. Die Materialien sind dabei nicht Mittel zum Zweck der Herstellung des Kunstwerks, sie sind – nach Fegerls Eingriffen – das Kunstwerk selbst. Dabei spielt die Künstlerin mit dem Gegensatz von isolierenden und leitenden Stoffen und deren spezieller Ästhetik. Ihre Arbeit Beads besteht aus Stahl, Neopren und dem spinnenfadenartigen Kevlar-Garn.

In Easy Axis verlötet sie Bleistiftminen und Kupferdraht in einem zarten Raster auf einer Grafitoberfläche. Und gleich nebenan hängt die Arbeit, mit der Judith Fegel den 34. Österreichischen Grafikwettbewerb 2015 gewonnen hat, was ihr die aktuelle Ausstellung im Innsbrucker Taxispalais ermöglicht hat. Ein besonderes Anliegen der neuen Leiterin Nina Tabassomi, das die nichtkommerzielle Ausrichtung klarstellen soll. Am 27. Juli um 19.00 Uhr spricht sie als Kuratorin mit Judith Fegerl über die aktuelle Ausstellung In Charge, die, gemeinsam mit den Arbeiten der diesjährigen Grafikpreisträger, noch bis 27. 8. zu sehen ist. (niwe, 25.7.2017)