Einer Studie zufolge wirkt sich nächtlicher Lärm nicht nur nachteilig auf die Qualität des Schlafs aus, sondern auch auf die der Spermien.

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Zwischen 1973 und 2011 ist die Spermienanzahl pro Milliliter Sperma bei Männern aus westlichen Ländern um 52,4 Prozent gesunken, berichten Forscher im Fachmagazin "Human Reproduction Update". Bei der Gesamtzahl der Spermien pro Samenerguss betrage der Rückgang sogar 59,3 Prozent.

Ein Grund für diese Entwicklung könnte auch im zunehmenden Stress durch Lärmbelästigung liegen. Eine aktuelle Studie aus Seoul analysierte dazu 206.492 Männer im Alter von 20 bis 59 Jahren. Es zeigte sich, dass jene Männer, die einem nächtlichem Lärm von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt waren, eine signifikant erhöhtes Rsiko für Infertilität hatten. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Gesprächslautstärke liegt zwischen 40 und 60 Dezibel, ein vorbeifahrendes Auto erzeugt einen Lärmpegel zwischen 60 und 80 Dezibel.

Lärm ist Stress

"Dass sich Stress negativ auf die Fruchtbarkeit auswirkt, ist seit längerem bekannt. Ebenso, dass Lärm Stressreaktionen auslöst. Hormone wie Adrenalin und Cortisol werden verstärkt gebildet, was wiederum den Blutdruck steigen lässt und die Herzfrequenz beschleunigt", erklärt Heinz Strohmer vom Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz. "Die aktuelle Studie zeigt nun explizit die Auswirkung von Lärm auf die Fertilität." Dem Experten zufolge sei sie ein weiteres Steinchen im Puzzle sinkender Fruchtbarkeit bei Männern.

Vorstudien untersuchten bereits die Auswirkung von Lärm auf männliche Tiere und kamen ebenso zum Ergebnis, dass Lärm die Fertilität reduzieren kann. Die aktuelle Studie aus Seoul ist jedoch die erste, die das Risiko von Umweltlärm bezogen auf männliche Infertilität beim Menschen zum Inhalt hatte.

"Für viele Menschen ist Lärm eine Belastung, gleichzeitig sind wir Mitverursacher", so Strohmer. "Aus einer Gesundheitsperspektive kann ich nur empfehlen, wenn möglich das Auto stehen zu lassen, zu Fuß zu gehen oder aufs Fahrrad umzusteigen." (red, 25.7.2017)