Anna Dinhobl zögerte nicht lange: "Für mich war gleich klar, dass das eine wahnsinnig coole Chance ist – vor allem, weil ich noch so jung bin – und dass ich das unbedingt machen möchte."

Foto: Robert Newald

Wr. Neustadt – Nach dem Parteistatut hätte Anna Dinhobl schon mit 14 in die Junge Volkspartei (JVP) eintreten können. "Aber ich habe für mich gesagt: Ich trete keiner Partei bei, wenn ich noch nicht einmal selbst wählen kann", sagt Dinhobl. Also machte sie sich selbst ein Geschenk, erklärte an ihrem 16. Geburtstag ihren Eintritt in die Jugendorganisation der ÖVP – und wurde ein halbes Jahr später deren Obfrau in Wr. Neustadt.

Bei der Nationalratswahl im Oktober steht die heute 18-Jährige am achten Platz des Regionalwahlkreises "Niederösterreich Süd" – natürlich für die ÖVP. Dass sie dort ihre politische Heimat finden wird, war für Dinhobl recht bald klar, "weil die ÖVP meine Werte und Überzeugungen einfach am besten vertritt": Eigenverantwortung, Leistung, christlich-sozial.

Stadtratstochter mit Ordinationswunsch

Freilich mag die politische Sozialisation in der Familie für die Tochter eines schwarzen Stadtrats auch eine Rolle gespielt haben. Den Familienhintergrund erwähnt Dinhobl aber nur auf Nachfrage und auch dann nur mit deutlichem Hinweis, dass die Idee für ihr eigenes Engagement nicht eine der Eltern war, "das ist schon von mir gekommen".

In Sachen Berufswunsch kommt die Politikertochter nach der Mutter, Allgemeinmedizinerin in Wr. Neustadt: "Es gibt keinen schöneren Beruf, als Menschen zu helfen", sagt die Mathematik-Studentin, die auf ein positives Ergebnis beim Aufnahmetest fürs Medizinstudium hofft. Dann möchte sie Allgemein- oder Kinderärztin werden.

Kurz als Vorbild, Schmid okay

Lange dauerte es dann jedenfalls nicht von der Frage der Partei, ob sie kandidieren wolle, bis zu Dinhobls Ja: "Für mich war gleich klar, dass das eine wahnsinnig coole Chance ist – vor allem, weil ich noch so jung bin – und dass ich das unbedingt machen möchte." Und dann ist da natürlich noch der Reiz, als jüngste Nationalratsabgeordnete der österreichischen Geschichte angelobt zu werden, den Dinhobl gar nicht leugnet: "Das wäre natürlich eine wahnsinnige Chance und Ehre".

Tatsächlich wäre Dinhobl – zu Beginn der der Gesetzgebungsperiode wird sie 19 Jahre alt sein – noch mehrere Jahre jünger als die Mittzwanziger, die üblicherweise die jüngsten Abgeordneten ihrer jeweiligen Gesetzgebungsperiode sind. Julian Schmid etwa, der ja jüngst einen einigermaßen sicheren Listenplatz bei den Grünen ergatterte – und vor allem durch seine Auftritte in den sozialen Medien bekannt ist. "Ich würde nicht sagen, dass Schmid ein Vorbild für mich ist – weil mein Vorbild natürlich klar Sebastian Kurz ist – aber der Stil, wie er auf Facebook postet", findet Dinhobl, "passt schon gut. Mann muss sich da als junger Mensch nicht verstellen". Auch wenn ältere Semester angesichts einiger Emojis gerne die Nase rümpfen.

"Ein Fan vom System Gymnasium"

Inhaltlich kümmert sich Dinhobl vorrangig und wenig überraschend um Jugendpolitik, da speziell um Bildung. In diesem Bereich sei noch "ganz viel Luft nach oben". Denn wer heute in die Schule geht, sei "irgendwann die Zukunft unseres Landes. Da muss man einfach investieren", sagt die Studentin, die im Vorjahr an einem Wr. Neustädter Gymnasium maturierte. Wichtig sei etwa, dass Lehrer eigene Schwerpunkte setzen können – die Zentralmatura mache das heute schwer.

Viel hält die Jungpolitikerin dagegen von unterschiedlichen Schultypen für Kinder ab 10: "Ich bin ein Fan vom System Gymnasium. Das funktioniert meiner Meinung nach wirklich gut." In der Neuen Mittelschule laufe alles auf ein Level hinaus, "so ein System berücksichtigt nicht, dass es Kinder gibt, die schneller lernen und welche, die weniger gut beim Lernen sind".

Ihre Ferien verbringt Dinhobl gerade auf Tour durch Österreich, um für Sebastian Kurz und seine "Bewegung" zu werben. Viel Arbeit mache ihr aber gar nichts aus, "wenn es Spaß macht – und das tut es. Und zwischendurch ein Tag im Bett mit Laptop und Netflix machen dann vieles wieder gut". (Sebastian Fellner, 13.9.2017)