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Anthony Scaramucci ist neuer Kommunikationschef im Weißen Haus.

Foto: Reuters / Jonathan Ernst

Darüber, was den amerikanischen Republikanern doch noch einen Erfolg bei der Gesundheitsreform bescheren wird, muss Anthony Scaramucci nicht lange nachdenken: "Präsident Trump hat ein hervorragendes Karma", sagte der neue Kommunikationschef im Weißen Haus am Freitag bei seiner ersten Pressekonferenz. Das Blatt werde sich daher wieder zugunsten des Staatschefs wenden.

Scaramucci, der so wie Trump mit New Yorker Akzent spricht, weiß einzuschätzen, was sein Chef von ihm hören will. Und zumindest bei Trump scheinen die Schmeichelkünste des 53-Jährigen zu fruchten. Obwohl der einstige Goldman-Sachs-Banker im Wahlkampf zwei republikanische Konkurrenten und davor sogar Hillary Clinton unterstützte, bemühte sich der Präsident immer wieder um seine Dienste. Kurz vor der Angelobung im Jänner schickte er ihn sogar zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Scaramucci sollte dort die Agenda erklären – selbstbewusst, sehr kontrolliert und im Vokabular der Manager.

Dieses spricht er ebenso unfallfrei wie jenes der Juristen. Wie er selbst gern und häufig anmerkt, hat er neben seinem Jusstudium in Harvard auch Wirtschaftskurse belegt. Die elitäre Ausbildung führte den Sohn eines Bauarbeiters aus dem proletarischen Teil von Long Island zu den großen Wirtschaftsfirmen der Welt.

Nach Goldman Sachs arbeitete "der Schnorrer" ("the Mooch"), wie ihn Freunde in Anspielung auf seinen Namen nennen, für Lehman Brothers. Und dazwischen immer wieder für sich selbst: Scaramucci hat mehrere Finanzunternehmen gegründet, wegen deren Verflechtungen er bei der Jobvergabe im Jänner leer ausging. Seine Gegner im Lager Trumps betonten damals, es könnte Interessenkonflikte geben. Neben Stabschef Reince Priebus soll auch die graue Eminenz im Weißen Haus, Stephen Bannon, ein schlechtes Verhältnis zu Scaramucci pflegen.

Er selbst wechselte im Mai 2016 doch noch zu Trumps Wahlkampfteam. Vorangegangen waren dem Wechsel Gespräche mit Menschen, die er noch aus seiner Jugend in Long Island kennt, sagt Scaramucci: "Meine Freunde von früher lieben Trump." Wo er selbst politisch steht, ist weniger klar. Seine Frau Deidre spendete 2015 den Demokraten Geld. Tweets, in denen er selbst Trump hart kritisierte und für Abtreibung, strenge Waffengesetze, die Ehe für alle und gegen die Todesstrafe, den Brexit und Mauern argumentierte, löschte er am Freitag. Seine Meinung habe sich eben geändert, sagt er. (Manuel Escher, 23.7.2017)