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Kommunikationschef Anthony Scaramucci soll Donald Trump seinen Ruf als starker Mann zurückgeben. Der bisherige Pressesprecher Sean Spicer trat zurück, für ihn übernimmt Sarah Huckabee Sanders.

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Seinen ersten Auftritt als künftiger Kommunikationschef des Weißen Hauses beendete Anthony Scaramucci mit einer Kusshand für die Journalisten. Aber davon sollte sich niemand täuschen lassen. Denn seine Liebe, wie er über 30 Minuten wieder und wieder beteuerte, gehört allein Donald Trump. "Ich liebe den Präsidenten, und ich bin sehr, sehr loyal zum Präsidenten. Und ich liebe die Mission des Präsidenten."

Über weite Strecken schien es, als führe er keinen Dialog mit den Reportern, sondern mit seinem selbstverliebten Arbeitgeber. Aus dessen Sicht dürfte der Neue die Probe bestanden haben: eloquent, selbstbewusst und loyal bis zur Selbstverleugnung. Bis dahin, dass Scaramucci seine frühere Kritik an Trump zu "einem meiner größten Fehler" erklärte.

Schlecht für Priebus

Doch der 53-jährige Wall-Street-Finanzier mit festgegeltem Haar und Wolfslächeln hat nichts von einem Duckmäuser. Er liebt wie sein Chef die Selbstdarstellung. Seiner Bestellung war der offene Widerstand zweier der mächtigsten Männer der Regierung vorausgegangen – letztlich verhindern konnten sie seinen Aufstieg aber nicht. Stabschef Reince Priebus und Chefstratege Steve Bannon, die sich auch untereinander spinnefeind sind, hätten sich mit Händen und Füßen gegen die Berufung gewehrt, berichten US-Medien. Mit dem Argument, dass Scaramucci keine Presseerfahrung hat.

Aber – im Falle Preibus’– wohl in Wahrheit vor allem, weil der Abgang des bisherigen Sprechers Sean Spicer, der ihn geholt hatte, seine Machtbasis weiter schmälert. Und Bannon fürchtet, dass der Wall-Street-Mann seiner nationalistischen Antiglobalisierungsagenda im Weg steht.

"Das war Mord an Bannon"

Noch am Freitag in der Früh sollen beide den Anwärter im Gang gestellt und ihm gedroht haben, seine Ernennung zu verhindern. Doch dieser lachte nur. Denn allem Anschein nach hatte er den Job da schon in Tasche. Seine Pressesprecherin wird die bisherige Stellvertreterin Spicers, die 34-jährige Sarah Huckabee Sanders, der er am Wochenende in einer TV-Show des Senders CNN anempfahl, auch künftig "denselben Haar- und Make-up-Stylisten wie Freitag" zu verwenden, was für erstes Kopfschütteln sorgte.

Doch vorerst überschattete seine Bestellung noch die Aussage: "Das war Mord an Reince und Bannon. Sie haben gesagt, dass Anthony den Job nur über ihre Leiche bekommt", zitierte "Politico" einen Regierungsvertreter.

Trump, der Verkäufer

Wieder einmal hat Trump im Alleingang entschieden, Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner rieten ihm zu. Nicht nur gefiel Trump, dass Scaramucci anders als Spicer perfekt sitzende Anzüge trägt. Den Ausschlag gab offenbar ein Vorfall, der für ihn die Kämpferqualitäten seines Mitarbeiters beweist: CNN musste einen Bericht über den New Yorker Finanzmann zurückziehen und kündigte drei Journalisten.

Mit der Personalentscheidung verdichtet sich das Machtzentrum im Weißen Haus weiter. Trump vertraut vor allem der eigenen Familie – und sich selbst. Scaramucci erklärte, er werde direkt an den Präsidenten berichten. Die Gerüchte brodeln, dass er in nicht allzu ferner Zukunft den Job als Stabschef übernehmen könnte.

Verstummen dürften die Stimmen im Weißen Haus, die Trump zu mehr Zurückhaltung raten. Für den Neustart, der ihn aus dem Tief der gescheiterten Gesundheitsreform und der Russen-Affäre bringen soll, wechselt Trump das Personal, aber nicht den Stil. Er hat zur offenen Attacke gegen den lästigen Sonderermittler Robert Mueller geblasen und denkt laut über seine Begnadigungsrechte nach.

Trump ist überzeugt, selbst sein bester Verkäufer zu sein. Der neue Kommunikationschef will ihn in diesem Glauben belassen.

Neuer Anwalt

Der in den Fokus der Russland-Affäre gerückte älteste Sohn von US-Präsident Donald Trump, Donald Trump Jr., hat am Montag eine weitere Anwältin angeheuert. Es handelt sich um Karina Lynch von der Kanzlei Williams und Jensen. Die Anwältin bestätigte einen entsprechenden Bericht des Senders ABC am Sonntag in einer E-Mail an Reuters. Nach Angaben ihrer Kanzlei hat sie Erfahrung im Umgang mit Kongress-Angelegenheiten.

Donald Trump Jr. soll sich vor einem Senatsausschuss zu Vorwürfen äußern, wonach es Absprachen zwischen dem Trump-Lager und Russland während des US-Präsidentschaftswahlkampfes im vergangenen Jahr gegeben hat, um die Siegeschancen seines Vaters zu erhöhen. (red, Ines Zöttl aus Washington, 23.7.2017)