Tripolis/Brüssel – Das EU-Ausbildungsprogramm für libysche Küstenschutz-Kräfte stößt in dem nordafrikanischen Land auf wenig Interesse. Kurz vor Beginn eines neuen Lehrgangs hätten sich erst 75 Kandidaten für eine Ausbildung als Küstenschützer gemeldet, berichtet die "Welt" (Samstag) unter Berufung auf interne Zahlen des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD).

"Die Zahl bleibt weit hinter unseren Erwartungen und Planungen zurück. Sie ist enttäuschend", zitiert das Blatt einen hochrangigen EU-Diplomaten. Die beteiligten EU-Staaten hatten sich nach langen Diskussion darauf verständigt, in Zukunft während des Trainings Tagegelder in Höhe von rund 14 Euro zu zahlen. So soll die Attraktivität des Angebots erhöht werden. Die EU erhofft sich von dem Einsatz zum Wiederaufbau der Küstenwache mittelfristig einen deutlichen Rückgang der unkontrollierten Migration über das Mittelmeer nach Europa.

Als Folge des Bürgerkriegs gibt es in dem nordafrikanischen Land derzeit keinen funktionierenden Grenzschutz. Im Schnitt kamen zuletzt mehr als zehntausend Migranten im Monat über Libyen nach Italien.

Ursprünglich sollte das im Rahmen des EU-Militäreinsatzes "Sophia" organisierte Ausbildungsprogramm bereits im Frühjahr weitestgehend abgeschlossen sein. Bisher wurden erst etwa 100 Libyer ausgebildet. In der nächsten Runde sollen in Italien 255 und in Spanien 36 Führungskräfte für die libysche Küstenwache geschult werden. Planungen aus dem Sommer 2016 hatten vorgesehen, insgesamt rund 1.000 Küstenschutzkräfte zu trainieren. (APA, 22.7.2017)