Düsseldorf – So eine umfungierte Industriebrache hat ja einen ganz eigenen morbiden Charme, und vielleicht schwang ein bisschen mit: Ihr in Europa habt eure Zeit gehabt, jetzt ist unsere gekommen, und ihr könnt euch warm anziehen. Jedenfalls, in Düsseldorf, Eventlocation Böhler-Areal, Alte Schmiedehalle, zelebrierte Hyundai nicht den Doppler-Effekt, sondern eine Doppelweltpremiere. Doppler-Effekt wäre bei Fahrzeugen in Bewegung aufgetreten, da es sich aber um eine statische Präsentation handelte, dies sogar in gleich zwiefacher Ausformung, war es eben eine Doppelweltpremiere: i30 Fastback und i30 N.

i30 Fastback
Foto: Hyundai

Die tüchtigen Koreaner, die sich seit 1967 von null zum fünftgrößten Autohersteller der Welt hochgearbeitet haben, greifen diesmal in einem Marktsegment an, in dem die Europäer extrem stark sind und schon die Japaner ihre liebe Not haben, den Fuß wenigstens drin zu behalten. Golf-Klasse nennt sich das nach dem Allzeit-Marktdominator. Hyundai hat von der i30-Neuauflage bereits Fünftürer und Kombi präsentiert, jetzt wird das Angebot ausgeweitet um eine Fließheckversion namens Fastback und um einen Sportler mit dem Namenszusatz N.

i30 N
Foto: Hyundai

Thomas Schmid, COO bei Hyundai Motor Europe (HME), kündigte zunächst eine Kaskade neuer Autos an, 30 Novitäten bis 2021, darunter 2018 den Elektro-Kona und einen SUV mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, um dann über den "Kaskaden"-Grill, wie das i30-Gesicht genannt wird, zum Fastback überzuleiten. "Hoch emotional" sei der, er solle die Konkurrenz herausfordern, und für Thomas Bürkle, Designchef bei HME, ist der Wagen ein "game changer", so etwas "hätte keiner von uns erwartet". Man sehe sich nur die Schokoladenseite des Fastback an, da stecke "so viel Drama" drin.

i30 Fastback
Foto: Hyundai

Coupé mit fünf Türen, sagt Hyundai. Die (deutsche) Oberklasse geht mit diesem Schmäh längst erfolgreich hausieren. Profaner ausgedrückt haben wir ein hübsches Fließheck vor uns, designt, entwickelt, getestet und gebaut in Europa, Marktstart ist im Jänner, gereicht werden je zwei Benziner und Diesel (110-140 PS). Und er ist flacher (3 cm) und länger (11,5 cm) als der 4,34 m lange Fünftürer.

i30 Fastback
Foto: Hyundai

Flacher als Letzterer duckt sich auch der i30 N, um einen Zentimeter. Und damit zu einem Buchstaben, den man sich merken sollte. Gut, da wurde man beim Debüt in Düsseldorf eingetrommelt auf was ganz Böses, etwas, das den Hochleistungstypen der Europäer und Japaner (Ford Focus RS, 350 PS; VW Golf R, 310 PS; Honda Civic Type R, 320 PS) Angst machen sollte. Letztlich stand dann aber "nur" ein GTI-Schreck vor uns. Immerhin, und darauf kommt es an, steckt dahinter ein klarer Wille, im prestigeträchtigen Bereich der Volkssportler auf Großserienfahrzeugbasis mitzumischen.

i30 N
Foto: Hyundai

N also. Albert Biermann, bei Hyundai Chefentwickler dieser Sportwagen, war zuletzt bei BMW in der M GmbH tätig. Logisch, auf m folgt n, möchte man meinen, und bei z darf der Herr Biermann dann in Pension gehen. Nein, wahr ist vielmehr: N steht für Hyundais neue Sportmarke, steht für Namyang (Entwicklungszentrum in Korea), steht für Nürburgring-Nordschleife, steht für eine Schikane auf der berühmten Rennstrecke (immerhin soll der i30 N ein echter Kurvenchampion sein). Und steht für: 250 sowie 275 PS (mit Performance-Paket).

i30 N
Foto: Hyundai

Diese Leistung kitzeln die Ingenieure aus einem 2,0-Liter-Turbo, und klingt der Korea-Sportler, der in 6,4 bzw. 6,1 Sekunden auf Tempo 100 km/h eilt, auch nur halbwegs so wie der Weltpremierensound aus der Box, muss er sich auch da nicht verstecken. Weitere Ingredienzien: Sechs-Gang-Schaltung, Frontantrieb, Sperrdifferenzial, elektronisch gesteuertes Fahrwerk. Los geht's damit im Herbst, und natürlich ist der i30 N nur der Startschuss für ein ganz neues, emotionsbesetztes Kapitel bei Hyundai – weitere N werden folgen. (Andreas Stockinger, 1.8.2017)

Foto: Hyundai