Das Rote Kreuz hat angekündigt, 35 von 140 Mitarbeitern abbauen zu müssen.

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Wien – Die Gewerkschaft hält in Reaktion auf die Kündigungen beim Wiener Roten Kreuz nächsten Dienstag eine Betriebsversammlung in der ÖGB-Zentrale ab. Erwartet werden 400 Mitarbeiter in Uniform, sagte Richard Kocica, Landesgeschäftsführer der vida, am Freitag. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Beschäftigten der Blaulichtorganisationen informiert und es wird über Protestmaßnahmen abgestimmt.

"Die Gewerkschaft informiert über den Ist-Stand, damit Gerüchte und Ängste ein bisschen genommen werden", sagte Kocica. Es gehe darum, auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen und die Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen, um Lösungen zu erarbeiten und ein Finanzierungsmodell zu finden. Streik sei das "allerletzte Mittel".

Ab 19.00 Uhr

Die Versammlung findet ab 19.00 Uhr im Wilhelmine-Moik-Saal in der ÖGB-Zentrale in der Leopoldstadt statt und ist für eineinhalb bis zwei Stunden anberaumt. "Angesichts der jüngsten Kündigungswelle beim Roten Kreuz in Wien sowie des Kaputtsparens bei sämtlichen anderen Blaulichtorganisationen können und wollen wir nicht mehr tatenlos zusehen", hatte vida-Vorsitzender Helmut Gruber in einer Aussendung klargestellt. Die Gewerkschaft werde auch vor Kampfmaßnahmen nicht zurückschrecken.

Das Rote Kreuz hat die Kündigung von Sanitätern mit der schlechten Auftragslage begründet. Die Gebietskrankenkasse beschäftige aus Kostengründen oft nur mehr günstigere Rettungsfahrdienste statt Rettungsorganisationen. Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) hat bereits einen runden Tisch einberufen und Reformen eingemahnt. Auch die Gebietskrankenkasse und die Ärztekammer müssten die Lage erkennen, forderte Kocica.

Johanniter warnen

ie Johanniter warnen, dass die zunehmende Durchführung von Kranktransporten durch Fahrdienste statt durch Rettungsorganisationen zu Engpässen führen könnte. Der Rettungsdienst sieht die Versorgungssicherheit im Katastrophenfall gefährdet. "Ohne ausreichende Krankentransportfahrzeuge und ausgebildete Sanitäter können Bedarfsspitzen, etwa bei Hitzewellen, Grippewellen, Blitzeis, sowie Sanitätsdienste bei Großereignissen in Sport, Kultur, Politik nicht mehr versorgt werden. Auch für Großschadensfälle oder in der Katastrophenhilfe fehlen dann die nötigen Reserven an Sanitätern und Fahrzeugen", hieß es in einer Stellungnahme.

Da die Krankenkassen zunehmend Patienten durch Mietwagen transportieren ließen, seien seit mittlerweile drei Jahren Krankentransporte mit qualifizierten Sanitätern bei den Johannitern wie bei anderen Rettungsorganisationen in Wien stark rückläufig. Auch die Johanniter hätten "die Kapazitäten reduzieren" müssen, um Verluste aus dem Betrieb des Rettungswesens zu verringern.

Die Reduktion der Fahrzeuge und der personellen Ressourcen könnte sich auch auf Wiens Straßen bemerkbar machen, mahnt der Rettungsdienst. In Spitzenzeiten oder bei Notfällen könnten sich die Wartezeiten verlängern. "Alternativ müsste die Stadt Wien die fehlenden Kapazitäten ausgleichen, was mit erheblichen Mehrkosten verbunden wäre", so die Johanniter. (APA, 21.7.2017)