Nicht zielorientiertes Kunsterzeugen, sondern ein spirituelles Geschehen treibt Mosny an.

Foto: Kerstin Mosny

Innsbruck – Der Kunstmarkt ist dem 1930 in Hamburg geborenen Gonn Mosny weitgehend egal, und so war es lange auch umgekehrt. Seine Bilder hat er nie für Ausstellungen produziert, obwohl es die – zuletzt 2013 in Berlin – durchaus gab. Vielmehr ist das Malen für Mosny ein spiritueller Akt, der ganz und gar vom Kunstwollen befreit sein muss.

Beeinflusst hat ihn in dieser Auffassung Willi Baumeister, der mit seinem radikal abstrakten Werk als einer der bedeutendsten Maler der Moderne gilt. In dessen Meisterklasse an der Kunstakademie Stuttgart wollte der junge Mosny unbedingt aufgenommen werden – und hat es 1952 auch geschafft, wie eine von Baumeister unterschriebene Notiz, die als persönliches Erinnerungsstück ausgestellt ist, beweist.

Fast wie archaische Höhlenmalereien

Die großen, abstrakten Bilder, die aus diesem Zen-inspirierten Zugang entstehen, haben enorme Präsenz, ziehen in ihren Bann fast wie archaische Höhlenmalereien und haben zugleich eine Luftigkeit, die man intuitiv nicht einem 87-Jährigen zuordnen würde.

In den lebendigen Kontrasten aus feinen, dichten Bleistiftkritzeleien und großzügigen, expressiven Farbflächen erinnern Mosnys Bilder an Cy Twombly. Ihn nennt der Künstler genauso als Einfluss wie John Cage, der wie er die völlige Leere und Erwartungslosigkeit als Voraussetzung für seine Arbeit definierte. Eugen Herrigels Buch Zen in der Kunst des Bogenschießens (1948) liegt als weitere Quelle für Mosnys Arbeiten in der Innsbrucker Ausstellung auf. Ohne Fokus auf ein Ziel, aber mit kreativer Bereitschaft lässt Mosny dieser Philosophie folgend "die Überraschungen zu, die beim Malen entstehen".

Keine Titel

Schon seit den 1950ern arbeitet er auch bildhauerisch, realisierte Kunst-am-Bau-Projekte, darunter viele keramische Arbeiten. Zuletzt sind es Skulpturen aus gefundenen Materialien wie wurmzerfressenen Hölzern und besonders geformten Steinen. Titel haben die elf gezeigten Bilder (2016/17) keine, stattdessen finden sich handgeschriebene Notizen an den Leinwandrändern – zu Bildformat oder Dauer der Herstellung. Letztere geht oft über Jahre. Denn nicht das fertige Objekt, sondern der Prozess sei das Wesentliche. (Nicola Weber, 22.7.2017)