Wien/London – Patienten mit der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa könnten eventuell von einem neuen Therapieprinzip profitieren. Das ergibt sich aus einer internationalen Studie unter Beteiligung von Wiener Experten mit einem monoklonalen Antikörper gegen ein Zell-Adhäsionsmolekül (MAdCAM). Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal "Lancet" publiziert.

Rund ein Prozent der Weltbevölkerung – ziemlich gleichförmig verteilt über den Erdball – leiden an den quälenden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Ständiger Durchfall, Bauchkrämpfe und schwerste Darmschäden können die Folge sein. Bei etwa 25 Prozent der Betroffenen handelt es sich um eine schwere Verlaufsform.

Neben immunsupprimierenden Medikamenten und Cortison (auch zur Verhinderung von chirurgischen Eingriffen mit Entfernung von Darmabschnitten) haben sich in der Vergangenheit immer mehr spezifisch gegen die entzündlichen Prozesse im Darm gerichtete Medikamente in der Therapie etabliert.

Monoklonaler Antikörper erprobt

"Trotz Fortschritten in der Behandlung sprechen viele Patienten nicht auf die konventionellen Therapien wie Mesalazin, Thiopurin-Medikamente, Cortison oder monoklonale Antikörper gegen Tumornekrosefaktor-alpha an", schreiben die Autoren, unter ihnen Walter Reinisch von der MedUni Wien am AKH. Deshalb seien neue Behandlungsstrategien erforderlich.

Ein solches neues Therapieprinzip könnte die Anwendung eines monoklonalen Antikörpers gegen das Zell-Adhäsionsmolekül MAdCAM von Darm-Lymphgewebe darstellen. Dort docken Immunzellen an und fördern die Entzündungsreaktion im Rahmen der Colitis.

In der klinischen Studie erhielten 357 Colitis ulcerosa-Patienten an Kliniken in 21 Staaten über drei Monate hinweg einmal im Monat eine Placebo-Injektion oder das Medikament in vier unterschiedlichen Dosierungen (jede Gruppe mit rund 70 Probanden). Während unter Placebo nur 2,7 Prozent der Betroffenen ein Verschwinden der Erkrankung zeigten, waren das bei den Patienten, die mit dem MAdCAM-Antikörprer behandelt wurden, zwischen 17 und 24 Prozent. Die besten Ergebnisse wurden in jener Probandengruppe erzielt, der die zweitniedrigste Dosis des Medikaments (22,5 Milligramm) verabreicht wurde. (APA, 20.7.2017)