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Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

Mit dem Shooter "Splatoon 2" startet Nintendo kommenden Freitag auch seinen neuen Online-Service für die Spielkonsole Nintendo Switch. Über diesen Dienst können Spieler künftig online gegeneinander und miteinander spielen sowie miteinander kommunizieren.

Bereits im Vorfeld gab es allerdings Bedenken zur umständlich erscheinenden Umsetzung des Dienstes, der 2017 in einer kostenlosen Testphase bleibt und ab 2018 nur noch über ein Abomodell nutzbar ist. Und den ersten Berichten der Fachpresse nach scheint Nintendos Online-Service zumindest in diesem Anfangsstadium noch tatsächlich so schlecht zu sein, wie befürchtet.

Grundlegendes Problem

Ein grundlegendes Problem ist, dass der gesamte Online-Dienst nicht über die Konsole selbst, sondern ausschließlich über eine Smartphone-App für iOS oder Android verwaltet werden kann. Über diese "Nintendo Switch Online"-App wird künftig jedes Spiel in einem dedizierten Menü vertreten sein – derzeit wird jedoch nur "Splatoon 2" unterstützt. Ohne App kann man, wie bisher in "Mario Kart 8 Deluxe" online nur gegen fremde Spieler antreten.

Um gezielt mit anderen Spielern "Splatoon 2" online zu zocken, muss man in der Smartphone-App in den Multiplayer-Bereich des "Splatnet" gehen und einen Raum für die Teilnehmer erstellen. Hier können Freunde eingeladen werden, um – zumindest derzeit – ausschließlich private Matches auszutragen.

Chathölle

Über diese Online-Räume am Smartphone kann man mit seinen Freunden Sprachchats abhalten. Ohne die App kann hingegen nur über Textchats und Gesten miteinander kommuniziert werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Nintendo-App kein Multitasking auf Handys unterstützt. Das bedeutet: Wechselt man, während man chattet, in eine andere App wie Whatsapp oder den Browser, kann man nicht weiter reden mit seinen Freunden. Überdies kommt hinzu, dass für Sprachchats der Bildschirm permanent aktiv sein muss, was sich negativ auf den Energieverbrauch auswirkt.

Unnötig kompliziert

Will man im Handheld-Modus der Switch über Kopfhörer den Spielsound beziehen und gleichzeitig über die Switch-App den Chat nutzen, benötigt man einen speziellen Headset-Adapter, der die Geräte zusammenführt. Wie kompliziert das in der Realität ist, fasst Streamer John Bain in einem Tweet zusammen.

Bei den "Splatoon 2"-Testern kommt Nintendos neuer Online-Service in seiner jetzigen Form aber auch ohne Adapterkabelsalat nicht gut weg. "Vor allem kann ich mir nicht erklären, wie all das besser sein soll als native Sprachchats und Parties, die auf Xbox, Playstation und PC bereits seit mehr als einem Jahrzehnt etabliert sind", schreibt Forbes-Autor Paul Tassi. "Nintendos 'Entschuldigung' für diese Smartphone-App war, dass sie auf irgendeine Weise besser sein soll als die Alternativen, aber jetzt sieht es einfach so aus, als wäre Nintendo möglicherweise aufgrund seines unzureichenden Online-Netzwerks oder eines Mangels bei der Switch zu dieser Lösung gezwungen gewesen."

Noch viel aufzuholen

Die Seite Eurogamer tut sich ebenfalls schwer, Nintendos Beweggründe für dieses System zu erörtern. Vielleicht habe man die Trennung zwischen Switch und Online-Service vollzogen, um die Konsole zu einem sichereren Ort für junge Spieler zu machen, so der Tester. Speziell dafür gibt es allerdings – auf jeder modernen Konsole – Kindersicherungseinstellungen.

"Unter dem Strich ist es schlechter, als ich befürchtet hatte und ich bin sicher, dass ich nicht die einzige kritische Stimme sein werde, wenn der Online-Dienst am Freitag zusammen mit 'Splatoon 2' erscheint", schreibt Eurogamer-Autor Martin Robinson. "Es ist natürlich noch viel Zeit bis Nintendo seinen Service 2018 kostenpflichtig macht, aber dem ersten Eindruck nach zu urteilen, gibt es noch schrecklich viel zu tun, bevor man guten Gewissens Geld dafür verlangen kann." (zw, 20.7.2017)

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