Thomas Greminger hat seit Dienstag einen neuen Job.

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Der Mann, der künftig der aus 57 Staaten bestehenden Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vorsteht, ist ein Schweizer wie aus dem Bilderbuch. Als "bestens vernetzt", "pragmatisch" und "unprätentiös" beschreiben Weggefährten den 56-jährigen promovierten Historiker Thomas Greminger, der bei einem informellen Außenministertreffen in Mauerbach bei Wien designiert und nun als Nachfolger des Italieners Lamberto Zannier bestätigt wurde.

Monatelang war die Nachbesetzung des vakanten Topjobs am Widerstand Moskaus gescheitert, das eigentlich auf Kandidaten aus Osteuropa bestanden hatte. Dass Greminger, der aus einem Land stammt, das weder Nato- noch EU-Mitglied ist, in Ost wie West als glaubwürdig betrachtet wird, ist aber längst nicht nur seiner Nationalität geschuldet. Obwohl der Armeeoffizier mit 29 Jahren erst vergleichsweise spät eine diplomatische Laufbahn eingeschlagen und sich bei Praktika in Tel Aviv, Bern und Genf erste außenpolitische Sporen verdient hatte, eilt ihm spätestens seit 2014 ein Ruf als Brückenbauer auf dem mitunter glatten diplomatischen Parkett voraus. Der passionierte Mountainbiker vertrat das Vorsitzland Schweiz als OSZE-Botschafter in Wien, als ihn der Krieg in der Ukraine unversehens auf die ganz große Bühne des wiederaufgeflammten Ost-West-Konflikts beförderte.

Seiner umsichtigen Verhandlungsführung als turnusmäßiger Vorsitzender des Ständigen Rates ist es nach Auffassung von Experten zu verdanken, dass die OSZE, lange als zahnlos gescholten, schon wenige Wochen später eine Beobachtermission in das Krisengebiet entsenden konnte, die auch die russische Regierung akzeptieren konnte. Dass er sich in politisch anspruchsvollen Gewässern wohlfühlt, bewies er aber schon Ende der Neunzigerjahre, als er als Entwicklungshelfer im ostafrikanischen Mosambik arbeitete. Was er dort gelernt hat, will Greminger auch an seinem neuen Arbeitsplatz im vergleichsweise komfortablen Mitteleuropa umsetzen: Vertrauen aufbauen, Finanzierung sicherstellen, Zusammenarbeit gestalten.

Seinen künftigen Wirkungsort in der Wiener Innenstadt kennt der Luzerner, Vater von vier Töchtern, jedenfalls schon recht gut. Von seinem alten Büro in der Wächtergasse bis zu seinem neuen, dem OSZE-Sekretariat in der Wallnerstraße, bedarf es schlendernd keine fünf Minuten. (18.7.2017)