J Mascis, Enigma und Chef von Dinosaur Jr. Diese Woche ist die Band in Dornbirn und Wien live zu erleben.


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Wien – Zehn Jahre ist es schon wieder her. Damals reformierte sich die seltsame Band Dinosaur Jr. Das Prädikat "seltsam" verdankt sie der sozialen Inkompatibilität ihrer Mitglieder, die den Begriff passiv-aggressiv überhaupt erst möglich gemacht hat. J Mascis, Lou Barlow und Patrick "Murph" Murphy kamen in ihrem ersten gemeinsamen Leben nur schwer miteinander aus. Dennoch schrieben sie als eine jener Bands Geschichte, die Grunge den Weg bereitete. Am Mittwoch gastiert das Trio in Dornbirn, tags darauf in Wien.

Im US-Hardcore der mittleren 1980er-Jahre tauchte die bleiche Gruppe aus Massachusetts auf und spielte einen durchgeknallten, Punk und Neil Young vermengenden Stil, den die Welt bis dahin nicht gehört hatte. Daraus folgte bis in die 1990er-Jahre hinein eine Karriere, die hauptsächlich J Mascis gelang – Barlow und den dackeltreuen Murph hatte er aus der Band geekelt oder auf Handlangerniveau zurückgestutzt.

Noisey

Ungeachtet menschlicher Defizite, um die sich bei Mascis seit Jahren ein Guru kümmert, nahmen Dinosaur Jr. Alben auf, die zu den Besten ihres Fachs und ihrer Zeit zählen. You're Living All Over Me, Bug, Green Mind oder Where You Been.

2007 waren die Originalmitglieder so erwachsen geworden, dass sie erstmals in Harmonie miteinander konnten. Seit damals haben sie eine Handvoll neuer Alben aufgenommen und touren beständig. Das im Vorjahr erschienene Give A Glimpse Of What Yer Not wird man dereinst nicht zu ihren besten zähen, ganz schlecht ist es nicht.

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Die Mischung aus durchgeknallten Gitarren und dem lethargischen Winselgesang Mascis' besitzt genug Originalität für ein Album oder ein Konzert. Live sind Dinosaur Jr. eine Macht, die auf die Überzeugungsarbeit der Lautstärke baut. Ein Kirchgang für diesbezüglich Konvertierte. (Karl Fluch, 17.7.2017)