Asselspinnen – im Bild eine in australischen Gewässern beheimatete Pseudopallene harrisi, pumpen ihr Blut mithilfe des Magen-Darm-Traktes durch ihren Körper (der beinahe nur aus Beinen zu bestehen scheint).

Foto: Sylke Rohrlach

Missoula – In der Schule lernt man, dass das Kreislaufsystem Blut durch den Körper pumpt und das Verdauungssystem für die Verarbeitung von Nahrung verantwortlich ist. Sogenannte Asselspinnen (Pycnogonida) scheinen sich offenbar nicht an diese Regel zu halten, wie nun US-Wissenschafter überrascht festgestellte haben.

Zwar haben diese kuriosen Meeresbewohner, die mit den Spinnentieren verwandt sind und aussehen als würden sie ausschließlich aus Beinen bestehen, auch ein Herz, doch das hat bei ihnen nicht die selbe Bedeutung wie etwa bei den Wirbeltieren. Denn für den Sauerstofftransport in ihrem Körper ist der Magen-Darm-Trakt zuständig. Dieser sorgt bei den Asselspinnen für die Verteilung von Sauerstoff im Großteil ihres Körpers.

Die Tiere nutzten damit einen bisher unbeschriebenen Weg, um den Sauerstoff durch ihren Körper zu transportieren, schrieben Forscher der University of Montana in Missoula in der Fachzeitschrift "Current Biology". Muskelkontraktionen des Darms und der sogenannten Mitteldarmdrüsen sind demnach dafür verantwortlich, dass eine sauerstoffhaltige, blutähnliche Flüssigkeit auch die besonders langen Beine versorgt.

Darm bis in die Beinspitzen

Die Drüsen sind Anhängsel am Darm und dehnen sich den Forschern zufolge fast bis an die Beinspitzen aus. "Der Darm von Seespinnen ist damit raumfüllend und überall im Körper, ganz so wie bei uns die menschlichen Kreislaufsysteme", meint Erstautor Arthur Woods. Kein anderes bekanntes Tier besitzt ein ähnliches System. Ein Herz haben die Seespinnen zwar auch. Allerdings versorgt es nur einen winzigen Teil ihres Körpers mit Sauerstoff.

Asselspinnen zeichnen sich vor allem durch ihre langen Beine und winzigen Körper aus. Sie haben keine eigenen Atmungsorgane wie der Mensch. Sauerstoff gelangt den Wissenschaftern zufolge über die Oberfläche in den Körper. (red, APA, 16.7.2017)