Sydney – Nach einem Unfall auf einer Viehfarm ist einem jungen Australier der rechte abgerissene Daumen durch den eigenen großen Zeh ersetzt worden. Zac Mitchell hatte im April seinen Daumen verloren, als ein Stier ihn auf einer abgelegenen Weide im Bundestaat Western Australia so unglücklich trat, dass seine Hand gegen einen Zaun gequetscht wurde. Dabei wurde dem 20-Jährigen der Daumen abgetrennt.

"Mein Daumen hing noch an dem Zaun, als ich wieder aufstand", erinnerte sich Mitchell im Rundfundsender ABC. "Mein Chef (...) sah das Blut und fragte mich, was da blutete. Ich schaute auf meine Hand und habe es ziemlich schnell kapiert."

Weil das nächste Krankenhaus fünf Stunden entfernt war, legte der junge Mann den abgerissenen Daumen auf Eis, doch blieben die Versuche der Ärzte, diesen wieder anzunähen, erfolglos.

Ungewöhnliche Transplantation

Mitchell wurde schließlich an eine Spezialeinheit eines Krankenhauses in Sydney überwiesen, wo sich die Mediziner für die Transplantation eines großen Zehs entschieden. "Um einen Daumen nachzubilden, kann man Haut und Knochen benutzen, aber das funktioniert nicht so gut", erläuterte der Chirurg Sean Nicklin, der die Operation vornahm. "Der große Zeh ist bei weitem die beste Option – wenn es klappt."

Er habe schon öfters Haut von einem Zeh transplantiert, um Finger oder andere Zehen wiederaufzubauen, aber einen ganzen Zeh zu transplantieren, sei doch "ziemlich ungewöhnlich", sagte Nicklin. Ein neuer Daumen für den Patienten mache auf jeden Fall den Verlust eines Zehs wett, versicherte der Mediziner.

Große Erfolgschancen

Mitchell wird nun Physiotherapie für seine Hand erhalten. Seine Ärzte erwarten, dass er in etwa einem Jahr seinen neuen Daumen fühlen können wird. Die Transplantation habe 95 Prozent Erfolgschancen, sagte der Chirurg Nicklin.

Was den Fuß angehe, so kämen die meisten Leute gut damit zurecht, wenn ihnen ein Zeh fehle – zumindest was alltägliche Dinge wie Laufen angehe. Bei Sportarten, bei denen ein feines Gleichgewichtsgefühl wichtig sei, könnte es aber schwierig werden – etwa beim Surfen, räumte der Arzt ein. (APA, AFP, 15.7.2017)