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Präsidiales Winken ohne und mit (verhülltem) Winkeschinken.

Foto: AP / Markus Schreiber

Wir Österreicher sind lukullische Menschen. Genussspechte mit drei "s", das muss uns erst einmal jemand nachmachen. Das mit dem Genuss, das schlägt sich nicht nur auf der Waage nieder, sogar in der Sprache wird dieser Wesenszug gewürdigt. Unsereins wird nicht dick, wir werden stattlich. Und wenn wir schon Zugeständnisse an den sich verschiebenden Body-Mass-Index machen, dann nur unter Einbringung herrlicher Euphemismen – etwa dem Hüftgold. Bei der Bank mögen wir die Habenseite noch nie aus der Nähe gesehen haben, das Vermögen an der Gürtellinie nimmt uns keiner. Zum Hüftgold gesellt sich ein noch wenig gängiger Begriff, jener des Winkeschinkens.

Als Winkeschinken bezeichnet man einen üppigen hinteren Oberarm. Dessen ganze Pracht offenbart sich, wenn jemand winkt. Winkeschinken wehen wie schwere Fahnen im Wind, wobei sie nicht das beste Odeur freigeben, da sie im Nichtwinkezustand lüftungsarm am Oberkörper kleben. Doch nur ein unbehandelter Ja-natürlich-Oberarm gilt als Winkeschinken. Ein im Fitnessstudio oder von beschwerlicher Arbeit an der Mischmaschine in Form gebrachter Trizeps verdient diese noble Zuschreibung nicht.

Hüftgold und Winkeschinken werden oft von sogenannten Bürostelzen bewegt. Ebenfalls ein eher insiderischer Begriff. Die Bürostelze beschreibt Beine, deren Form einer lebensfrohen Laissez-faire-Attitüde zuzuschreiben ist. Ein Lebensgefühl, das bereits in dunkler Vorzeit als verehrungswürdig erkannt wurde, denken wir an die Venus von Willendorf. Wobei es zweierlei Bürostelzen gibt.

Jene, die sich einer üppigen Fasson erfreuen, und jene, denen das sportferne Leben ihrer Besitzer das Gegenteil beschert. Diese von Fitnessfanatikern als unterfordert denunzierten Beine ruft die gesunde Mehrheit liebevoll Taubenstelzen. Denn das Üppige und das Zarte genießt bei uns dasselbe hohe Ansehen, wie die Eingemeindung des Wortes Stelze da bereits verdeutlicht. Schmeckt eine solche doch dann am besten, wenn sie üppig und zart zugleich ist. (Karl Fluch, 15.7.2017)