Wien – Die Buchhandlung Singer gilt nicht nur als einfaches Geschäft, sondern als Treffpunkt und zentrale Anlaufstelle für Literatur und Informationen über die jüdische Geschichte und das heutige jüdische Leben in Wien und der Welt. Seit vielen Jahren ist der gutsortierte Shop im Erdgeschoß des Jüdischen Museums in der Wiener Dorotheergasse untergebracht, vertrieben werden neben Literatur, Tonträgern, Sachbüchern, Kultgegenständen und Souvenirs auch die Ausstellungskataloge des Museums.

Viele Kunden bauen auf das Fachwissen von Betreiberin Dorothy Singer. Via Facebook machte diese nun aber öffentlich, dass das Jüdische Museum den Pachtvertrag mit Jahresende gekündigt habe und der Buchshop Singer damit schon bald Geschichte sein wird. Weiteres wollte Dorothy Singer auf STANDARD-Anfrage nicht sagen. Im Internet gingen die Wogen indes hoch, eine Onlinepetition für den Erhalt des Buchladens Singer wurde rasch von mehr als 1000 Menschen unterzeichnet.

Zu wenig verkaufte Kataloge

Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums, kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Im Gespräch mit dem STANDARD will sie beruhigen: Es werde selbstverständlich auch weiterhin einen Buchshop im Haus geben, allerdings werde der Pächter wechseln. Der alte Pachtvertrag sei bereits gekündigt worden (sechs Monate Frist) und ein neuer Pächter gefunden. "Das ist im modernen Museumsbetrieb ein völlig normaler Vorgang", so Spera.

Der Wechsel komme weder übereilt noch sei er unbegründet. Hintergrund dafür sei vor allem, dass die Museumskataloge bisher zu wenig angepriesen worden seien. "Es war mehr ein Shop neben dem Museum und weniger für das Museum. Aber gerade das sollte er sein", so Spera, die vergeblich versucht habe, mit der Betreiberin diesbezüglich auf einen grünen Zweig zu kommen. Und schließlich habe zuletzt auch der Rechnungshof bekrittelt, dass im Shop im Sinne der Wirtschaftlichkeit des Museums zu wenige Ausstellungskataloge verkauft würden.

Für die Zukunft schwebt der Direktorin ein Geschäft vor, das die Leistungen des Museums stärker in den Mittelpunkt rückt, "ein Buchgeschäft nicht neben, sondern für und mit dem Museum, eng abgestimmt mit den Ausstellungen", so Spera. Das Buchsortiment werde künftig auch um Designprodukte aus Israel und Kunsthandwerk von jüdischen Künstlern erweitert. (stew, 6.7.2017)