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Pofeln auf Teufel komm raus: 29 Prozent aller Erwachsenen rauchen in Österreich, in Australien sind es 14 Prozent. Die Schachtel Zigaretten kostet dort rund 20 Euro.

Foto: dpa/Martin Gerten

Seit ich im Frühjahr meine Gastprofessur in der Kardiologie an der Med-Uni Wien angetreten habe, hat mich vor allem eines erstaunt: wie viel in Österreich im Vergleich zu meinem Heimatland Australien geraucht wird. Ein guter Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Raucher. Rauchen ist in Bars erlaubt, in Raucherzonen in Restaurants und vor Lokalen. Auch als Nichtraucher ist man ständig durch Passivrauchen belastet. Und Zigaretten sind mit 3,50 Euro pro Schachtel deutlich billiger als etwa in der Schweiz (7,80 Euro) oder gar in Australien, wo die Schachtel rund 20 Euro kostet. Der Preis, das zeigen alle Studien, ist ein entscheidender Faktor für die Häufigkeit des Rauchens.

Das zeigt sich auch in Zahlen: Etwa 29 Prozent aller Erwachsenen rauchen in Österreich, in Australien sind es 14 Prozent. Der Pro-Kopf-Konsum war 2014 mit 1980 Zigaretten im Jahr doppelt so hoch wie in "Down Under".

Lungenkrebs ist in Österreich die dritthäufigste Todesursache und hat 2014 fast 4000 Menschenleben gefordert. Der größte Anteil von Bronchuskarzinomfällen lässt sich eindeutig auf Rauchen zurückführen. Der Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Gangrän ist weniger gut erforscht, aber sehr wahrscheinlich. Auch Passivrauchen trägt zu fortschreitenden Herz-Lungen-Erkrankungen bei.

Das bekommt auch meine Kollegin Irene Lang, Kardiologin am AKH Wien, im Alltag zu spüren. Während wir am Sonntag zum Brunch bei ihr zu Hause sind, wird sie per Telefon ins Spital gerufen. Eine Patientin, die Raucherin ist, hat einen Herzinfarkt. Sie und ihr Team behandeln die vom Rauchen hervorgerufenen Komplikationen am Herzen fast täglich.

Will Österreich hier gegensteuern, kann es von Australien lernen. Was tun? Seit 2008 sind die Raucherquoten in Australien von 24 auf 14 Prozent gesunken, was zu fallenden Gesundheitskosten beiträgt und viele andere gesellschaftliche und individuelle Vorteile bringt. Dies lag erstens an der schrittweisen Anhebung der Tabaksteuer. Einsparungen und Einnahmen wurden für die Rauchprävention und tabakbezogenen Gesundheitsausgaben verwendet.

Zweitens wurden 2012 Tabakunternehmen gezwungen, Zigarettenpackungen ohne Aufdruck – nur mit Gesundheitswarnungen – in den Handel zu bringen. Das hat vor allem bei der Jugend geholfen, das Rauchen zu entmystifizieren. Australien war das erste Land, das einfache Papierpackungen eingeführt hat. Klagen der Tabakindustrie dagegen sind alle gescheitert.

Es gibt auch andere Maßnahmen wie Aufklärung und Sensibilisierung für die von der Tabakindustrie gesponserten Unterhaltungsveranstaltungen. Das kann aufwendig und kostspielig sein, ist aber potenziell sehr wertvoll. Auch in Österreich ist zuletzt viel geschehen, und der Anteil der Raucher ist gesunken. Das australische Beispiel zeigt aber, dass noch viel mehr erreichbar ist.

Rauchen ist ein gewaltiges Problem in Österreich, aber es gibt leicht umsetzbare Lösungen: höhere Steuern und weniger attraktive Verpackung. Beides funktioniert. Beides rettet Leben. Beides steht der persönlichen Freiheit nicht im Weg. Jetzt wäre es ein guter Zeitpunkt zu handeln. Man soll diese Chance nicht verpassen. (David Celermajer, 6.7.2017)