Sebastian Vettel (Ferrari) in Aserbeidschan.

Hannover – Der Poker um die TV-Rechte der Formel 1 in Deutschland geht auf die Zielgerade und könnte für die Motorsport-Fans im Nachbarland teuer werden. Am Freitag endete nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) die Ausschreibung. Das US-Unternehmen Liberty Media hat den deutschen Medienunternehmen mehrere Modelle angeboten, darunter soll auch ein reines Pay-TV-Angebot sein.

Großbritannien: Ab 2019 nur gegen Geld

Bisher sind die deutschen Formel-1-Fans verwöhnt. Bis zum Ende der Saison zeigt RTL alle Rennen im frei zu empfangenden Fernsehen. In Ländern wie Großbritannien sieht das anders aus, dort werden von 2019 an die Formel-1-Übertragungen fünf Jahre lang ausschließlich gegen Bezahlung bei Sky laufen.

Es war einer der letzten Deals von Bernie Ecclestone – mit dem die neuen Besitzer nicht sonderlich glücklich sind. Seitdem der US-Unternehmer John Malone mit Liberty Media die Formel 1 übernommen hat, werden die Karten auch beim Medienrechte-Poker neu gemischt.

30 Prozent Free-TV

Formel-1-Chef Chase Carey favorisiert eine Kombination, konkret ein 30:70-Modell. Damit würden nur noch 30 Prozent der Rennen ohne zusätzliche Zahlung zu sehen sein. "Wir möchten so viele Zuschauer wie möglich und Fans auf allen Plattformen erreichen. Ob Free-TV, Pay-TV, digitale oder soziale Medien – all das gehört zum Mix dazu", sagte der Formel-1-Chef Anfang der Woche bei Servus TV.

"Unser Fokus liegt darauf, aus den Rennen alles herauszuholen, was wir haben, und dem Fan das bestmögliche Paket zu bieten." Anders ausgedrückt: Carey will so viel Geld wie möglich verdienen. Allein mit Free-TV wird das auch in Deutschland nicht möglich sein.

Dass RTL gern weiterhin die Formel 1 zeigen würde, steht außer Frage. Sportchef Manfred Loppe sagte der dpa: "Wir leben und lieben die Formel 1! Das wollen wir auch in den nächsten Jahren mit vielen Millionen Fans teilen."

Seit 26 Jahren zeigt der Privatsender in Deutschland die Rennen, zuletzt wieder mit leicht steigenden Quoten. Andere Free-TV-Sender kommen kaum infrage. ARD und ZDF haben dem Vernehmen nach wenig Interesse. ProSiebenSat.1-Boss Thomas Ebeling hatte im vergangenen Jahr gesagt, dass teure Sportrechte "sehr unwirtschaftlich" seien.

Dass der Free-TV-Sender RTL alleine so viel Geld bietet, dass er weiter alle Rennen zeigen darf, scheint unwahrscheinlich. Zumal es neben Sky inzwischen weitere Medien-Unternehmen im Pay-Bereich gibt. Der Sport-Streamingdienst Dazn und Discovery mit seinem Ableger Eurosport haben zuletzt viel Geld investiert.

Weil die Preise für wichtige Sportrechte stark steigen, laufen die Fußballspiele der Champions League vom kommenden Jahr an ausschließlich im Pay-Bereich bei Sky und Dazn. Das ZDF ging wie in Österreich der ORF leer aus.

Dazn und Eurosport interessiert

Für Dazn-Boss James Rushton ist klar: "Die Formel 1 ist immer sehr interessant." Sein Unternehmen bietet trotz des jüngsten Fußball-Deals auch bei der Formel 1 mit. In Japan zeigt der in Deutschland seit einem Jahr aktive Streamingdienst bereits Rennen.

Eurosport könnte sowohl Pay- als auch Free-Berichterstattung auf eigenen Plattformen anbieten und hat einen Wettbewerbsvorteil: Der Mutterkonzern Discovery gehört ebenso zum Firmen-Imperium von John Malone wie der neue Formel-1-Besitzer Liberty Media. (APA, dpa, 6.7.2017)