Die nahe Sternenfabrik NGC 1333 beherbergt etwa halb so viele Braune Zwerge wie herkömmliche Sterne.

Foto: NASA/CXC/SAO/S.Wolk et al; /DSS & NOAO/AURA/NSF;NASA/JPL-Caltech

Verblüffenderweise enthielt der Sternhaufen RWC 38 trotz seiner völlig anderen Zusammensetzung einen ähnlich hohen Anteil an Braunen Zwergen.

Foto: Koraljka Muzic, University of Lisbon, Portugal et.al.

London – Braune Zwerge werden gemeinhin als gescheiterte Sterne charakterisiert. Um als Exoplaneten zu gelten sind, sie zu groß, für die Zündung jener Wasserstofffusion, die Sterne zum Leuchten bringt, reicht ihre Größe aber nicht aus. Daher sind die Wanderer zwischen den Sternen nur schwer aufzuspüren. Allein die Infrarotstrahlung, die sie nach ihrer Geburt abgeben und dabei allmählich auskühlen, vermag ihre Anwesenheit zu verraten. Die ersten Vertreter dieser kosmischen Objekte wurden überhaupt erst 1995 entdeckt.

Die Frage, wie häufig Braune Zwerge in der Galaxie vorkommen, war daher bislang auch umstritten. Der von der verfügbaren Technik begrenzte Beobachtungsradius zeigte immerhin, dass Braune Zwerge im näheren Umfeld der Sonne, also in einem Abstandsbereich von 1.500 Lichtjahren, relativ häufig sind. Dass sie auch darüber hinaus eine weit verbreitete Spezies darstellen, konnten nun internationale Astronomen nachweisen.

Stabiles Verhältnis

Das Team um Aleks Scholz von der Universität St. Andrews in Großbritannien und Koraljka Muzic von der Universität Lissabon in Portugal hat systematisch nach Braunen Zwergen in Sternentstehungsregionen gesucht. Dabei stellten die Forscher fest, dass der nahe gelegene rund 1.000 Lichtjahre entfernte Sternhaufen mit der Katalognummer NGC 1333 im Sternbild Perseus etwa halb so viele Braune Zwerge besitzt wie herkömmliche Sterne.

Im Sternhaufen RWC 38 in einer Entfernung von 5.500 Lichtjahren herrschen im Vergleich zu NGC 1333 deutlich andere Bedingungen: Diese Region wird von wesentlich massereicheren Sternen beherrscht und ist zudem dichter bevölkert. Dennoch stellten die Astronomen das selbe Verhältnis von Sternen zu Braunen Zwergen fest wie bei NGC 1333. Das bedeutet, dass der Anteil an Braunen Zwergen universell ist und wenig zu tun hat mit der Umgebung, in der sie zu finden sind, wie die Wissenschafter in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" schreiben.

100 Milliarden Braune Zwerge

"Braune Zwerge entstehen zusammen mit Sternen in Haufen, ihre Zahl hängt nicht von den Bedingungen in diesen Haufen ab. Daher legt unsere Arbeit nahe, dass es da draußen eine riesige Zahl Brauner Zwerge gibt", meint Scholz. Auf Basis ihrer Beobachtungen gehen die Astronomen davon aus, dass die Milchstraße zwischen 25 und 100 Milliarden Braune Zwerge beherbergt. Da viele dieser Objekte aufgrund ihrer schwachen Strahlung noch gar nicht entdeckt werden konnten, könnte ihre Gesamtzahl womöglich sogar noch viel höher liegen. (tberg, 6.7.2017)