Von Menschen, die gut mit Pflanzen umgehen können, heißt es, sie hätten einen "grünen Daumen". Seit dem letzten Bundesparteitag der Grünen stellt sich jedoch die Frage, wie man es nennt, wenn grüne Daumen mehrheitlich nach unten zeigen und damit die Wählerschaft ihrer Partei pflanzen. Die dafür verantwortlichen Funktionäre haben immerhin schon eine Sprachregelung für das Ersetzen eines Mammutbaumes durch eine leergeblasene Pusteblume gefunden: Das ist eine "Verjüngung".

Offenbar war ihnen das ständige Stehen im Schatten des riesigen Baumes so unerträglich, dass sie auch gleich weitere Rodungen vornahmen, denen so manche kostbare und nützliche Gewächse zum Opfer fielen oder an jene Stellen des Gartens versetzt wurden, wo Wachstum praktisch ausgeschlossen ist.

Und was ist von der einst so vielfältigen Flora der Grünen übriggeblieben? Eine blickdichte Thujenhecke als Sichtschutz für die sich dahinter befindliche Leere.

Die Reaktionen der politischen Mitbewerber fielen erwartbar aus. Auf die erste Euphorie ("Haha, die Grünen sind von selber viel unfähiger, als wir sie im Wahlkampf je hätten hinstellen können!") folgte die ernüchternde Einsicht, dass Peter Pilz mit einer eigenen Liste auch allen anderen Parteien Stimmen wegnehmen könnte. Doch der von ihnen deshalb ins Leben gerufene Anti-Pilz-Spin ("zu alt, zu klein, zu eitel, zu beleidigt, zu lustig, zu uga-uga") tut sich schwer mit der Tatsache, dass Pilz einer der wenigen Politiker dieses Landes ist, der eine spezielle Frage problemlos beantworten kann: "Wo woar dei Leistung?"

Zu besichtigen ist diese Leistung unter anderem im Eurofighter-Untersuchungsausschuss, in dem dieser Tage der Betrug mit den sogenannten Gegengeschäften als solcher entlarvt wird und es Pilz zu verdanken ist, dass wir im größten Korruptionsskandal der Zweiten Republik vielleicht doch noch wenigstens ein bisschen Geld zurückbekommen. Vor der dem zugrundeliegenden investigativen Arbeit drücken sich praktisch alle anderen Parteien. Nach dem Abgang des Neos-Abgeordneten Rainer Hable sieht es so aus, als hätte jeder Kellnerlehrling mehr "Aufdeckerkompetenz" als unsere Parlamentarier.

Pilz kann also auf ein echtes Alleinstellungsmerkmal setzen. Um das zu betonen, böte sich eine neue Form der Wahlwerbung an, nämlich ein "passives Personenkomitee". Dieses bestünde nicht aus aktiven Unterstützern des Kandidaten, sondern aus Menschen, deren bisheriges Wirken Anlass gegeben hat, darauf zu hoffen, dass Pilz seine Arbeit fortsetzen möge. Also zum Beispiel: Martin Bartenstein, Alfons Mensdorff-Pouilly, Wolfgang Schüssel, Alfred Gusenbauer, Norbert Darabos, Alexander Zach, Peter Fichtenbauer, Gernot Rumpold, Herbert Scheibner, Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger, Ernst Karl Plech, Peter Westenthaler, Peter Hochegger, Christoph Ulmer, Julius Meinl, Wolfgang Flöttl, Tilo Berlin, Martin Schlaff, Johann Graf, Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, Sonja Wehsely, Rudolf Simandl, Uwe Scheuch, Gerhard Dörfler, Harald Dobernig, Hubert Gorbach, Herbert Kickl, Dieter Böhmdorfer, Wolfgang Sobotka, Karl Blecha, Hilfe, mir geht der Platz aus! (Florian Scheuba, 5.7.2017)