Vor allem bei geflüchteten Lehrern aus Syrien wurde festgestellt, dass diese oft Mint-Fächer studiert haben – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Unterrichtende in diesen Fächern werden in Österreich gebraucht.

Foto: APA / Harald Schneider

Wien – In anderen Ländern ausgebildete Lehrer, die nach Österreich geflohen sind und denen Asyl oder subsidiärer Schutz zuerkannt wurde, sollen nach Absolvierung eines einjährigen Unikurses an österreichischen Schulen unterrichten können. Starten soll der Zertifikatskurs an der Uni Wien für bis zu 30 geflüchtete Lehrer Anfang September. Diese können dann nach erfolgreicher Absolvierung als Lehrkräfte mittels Sondervertrag in ihren gelernten Fächern unterrichten.

Von einem "europaweit beispiellosen Kurs" spricht Gottfried Biewer, Vorstand des Instituts für Bildungswissenschaften an der Uni Wien und wissenschaftlicher Leiter des Zertifikatskurses. Dieser sei auf Initiative des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR zustande gekommen, sagte Biewer dem STANDARD. Unterrichtssprache ist Deutsch.

Pädagogischer Aufholbedarf

Vor allem bei Lehrern aus Syrien wurde festgestellt, dass diese oft Mint-Fächer studiert haben – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Unterrichtende in diesen Fächern werden in Österreich gebraucht. Allerdings hätte bei diesen Flüchtlingen oft der pädagogische Bereich gefehlt, weshalb im Unikurs ein Schwerpunkt auf bildungswissenschaftliche Grundlagen sowie die Vermittlung von Wissen rund um das heimische Bildungssystem gelegt wird.

Neben den Kurstagen kommen die Teilnehmer bereits ab Oktober an zwei Tagen pro Woche in Schulen zum Einsatz. Absolvieren können die geflüchteten Lehrer ihre Praktika in fünf teilnehmenden Neuen Mittelschulen oder fünf allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS). "An einem Standort sollen nicht mehr als zwei oder drei geflüchtete Lehrer zum Einsatz kommen", sagt Biewer.

Die Lehrkräfte sollen auch dabei helfen, Flüchtlingskinder besser in das Bildungssystem zu integrieren oder die Kommunikation mit den Eltern zu verbessern. Die Aufnahme von Flüchtlingskindern in das heimische Schulsystem stellt schließlich eine große Herausforderung dar. Mit den geflüchteten Lehrern soll diese Aufgabe besser bewältigt werden.

Sondervertrag nach erfolgreichem Abschluss

Nach Abschluss des Kurses können die Lehrer einen Sondervertrag erhalten und in ihren gelernten Fächern unterrichten. Für eine reguläre Anstellung müssen Lehrer zwei Fächer studiert haben. "Fast alle" der geflüchteten Lehrer, mit denen Biewer Kontakt hatte, haben aber nur einen Abschluss in einem Unterrichtsfach. Diese Lehrkräfte sollen dann – neben ihrem Einsatz in der Schule – die Möglichkeit erhalten, ein zweites Schulfach nachstudieren zu können.

Voraussetzung für die Teilnahme am Unikurs sind ein Bachelorabschluss in einem für das heimische Schulwesen relevanten Fach sowie Unterrichtserfahrung und Deutschkenntnisse. Teilnehmer müssen zudem in Wien, Niederösterreich oder dem Burgenland wohnen.

Von 80 Interessierten haben sich laut Biewer 40 mit Unterlagen beworben. Die Zusage der 30 Plätze erfolgt im August. Die Kursgebühren trägt das Integrationsministerium. AMS Wien und AMS Niederösterreich kommen für die Deckung des Lebensunterhalts auf. (krud, 3.7.2017)