Die Situation rund um die zentrale Mittelmeerroute ist verworren, eine Lösung nicht in Sicht. Mögliche Auswege aus der Krise sind nicht realisierbar, da es für ein Schließen der Route ein stabiles Libyen braucht. Davon ist das Land weit entfernt. Auch der Vorschlag, gerettete Flüchtlinge nicht nach Europa zu befördern, scheitert an der offenen Frage, wo sie denn sonst hinsollen. Nordafrikanische Länder weigern sich kategorisch, Auffanglager für die Geretteten aufzustellen.

Italien, das die Hauptlast dabei trägt, versucht nun Bewegung in diese festgefahrene Situation zu bringen. Macht es seine Drohung wahr und schließt die Häfen für Rettungsschiffe mit Flüchtlingen an Bord bzw. setzt es strengere Regeln für NGOs um, dann erschwert es die Arbeit der Hilfsorganisationen erheblich. Jene, die der Theorie anhängen, die NGOs seien hauptverantwortlich für die steigenden Flüchtlingsankünfte, würden das sicherlich begrüßen.

Erinnert sei dabei aber an die Zeit, als Italien mit der Marinemission Mare Nostrum Flüchtlinge rettete. Nach Kritik aus anderen EU-Ländern wurde sie beendet. Dann folgte das Schiffsunglück vom 19. April 2015, als hunderte Flüchtlinge ertranken. Trauer und Empörung waren groß, Europas Politiker versprachen, alles zu unternehmen, damit so etwas nicht mehr vorkommt. Und das ist das Scheinheilige an der ganzen Sache: Man will keine Toten vor der Haustür, aber auch keine NGOs, die genau das verhindern. (Kim Son Hoang, 3.7.2017)