Martina Gedeck und Navid Kermani in Neapel.

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Ein bisschen erinnert die Ausgangslage an Richard Linklaters Before Sunrise von 1995, in dem Ethan Hawke (Jesse) und Julie Delpy (Céline) einander als Touristen im Zug nach Wien kennenlernen und eine wache Nacht miteinander verbringen.

Bloß schickt "Durch die Nacht mit ..." seine Protagonisten ohne Rucksäcke und Schmetterlinge im Bauch durch ihnen eher weniger bekannte urbane Kulissen. In der 136. Ausgabe am Sonntag auf Arte waren Martina Gedeck und Navid Kermani in Neapel unterwegs. "Bitte hören Sie auf, das geht nicht, dass wir am Anfang schon so albern sind", mahnt die Schauspielerin zum Einstieg den Autor.

Da beide populär sind, einander aber persönlich unbeleckt gegenübertreten, entdecken die Künstler, Denker oder Prominenten in Nachtsupermärkten, Kirchen, Museen, Beisln also auch einander für uns.

Und im Fond der schwarzen Limousine, die sie kutschiert. Da gab es zu erfahren, dass Gedeck keine Fanbriefe beantwortet. Zwischen privat und Werk trennt sie klarer als Kermani, der aus "Wertschätzung" zumindest Postkarten retour sendet. Bald wird Essen vom Teller geteilt. Er solle sie betrunken machen, sie sei so ernst, habe ihm ein Freund geraten. "Der kennt mich doch gar nicht."

Weil es Nichtkenntnis zu überwinden gilt, mäandert das Gespräch, stockt zwischen persischer Liebesdichtung, teuren Maroni und Tango/Sex auch mal. Oder dringt durch die Geräusche der Nacht nicht ganz zu den Mikros. "Wenn das nicht mitlaufen würde", meint Kermani die Kamera, "wären Sie dann sehr anders?" Lange Pause Gedecks. "Nö, glaub nicht."

Zwar freundlich und entspannt, blieb der Ausflug etwas fahl. Aber trotzdem nicht die schlechteste Art, zu entdecken. (Michael Wurmitzer, 3.7.2017)