Ein Bub füllt in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sauberes Wasser aus einem Tank in Kanister.

foto: afp/mohammed huwai

Aden/Sanaa – Im Jemen sind an der seit Wochen grassierenden Choleraepidemie nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bisher 1500 Menschen gestorben. Bis Ende Juni seien 246.000 Verdachtsfälle registriert worden, sagte Nevio Zagaria, WHO-Vertreter im Jemen, bei einem gemeinsamen Treffen mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef und der Weltbank in Aden vor der Presse.

Trotz anlaufender Hilfe – im Mai erklärte die Regierung in Sanaa den Notstand und bat die internationale Gemeinschaft um Unterstützung – wird bis August mit 300.000 Ansteckungen gerechnet. Zagaria rief weltweit zu mehr Anstrengungen auf, um die Epidemie zu besiegen.

Infrastruktur verwüstet

Der bereits zweite Choleraausbruch im heurigen Jahr ist – ebenso wie der erste – eine Folge des seit drei Jahren im Jemen tobenden Bürgerkriegs. Die Kämpfe zwischen aufständischen Huthi-Milizen, die vom Iran unterstützt werden, und einer von Saudi-Arabien angeführten Allianz, die aufseiten der jemenitischen Regierung steht, haben die Infrastruktur des bereits davor bitterarmen Landes verwüstet.

Drei Millionen Menschen befinden sich innerhalb des Landes auf der Flucht, drei Millionen Kinder gelten als unterernährt. Zwei Drittel der rund 17 Millionen Einwohner des Landes haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Verschmutztes Wasser ist ein Hauptverbreitungsweg für den Cholerabazillus, der zu schwerem Durchfall und Erbrechen führt und vor allem für Geschwächte, Alte und Kinder tödlich ist. Cholerakranke verlieren bis zu 20 Liter Wasser am Tag.

WHO zahlt Löhne

Durch die fortgesetzten Kämpfe wurde im Jemen bereits mehr als die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen zerstört. Viele Ärzte, Schwestern und Helfer wurden seit mehr als sechs Monaten nicht bezahlt. Die WHO zahlt den Gesundheitsarbeitern nun aus Mitteln der Weltbank Gelder aus.

Auch werden mit WHO-Mitteln derzeit Behandlungszentren mit je 50 bis 60 Betten errichtet, in denen je 14 Beschäftigte rund um die Uhr arbeiten. Insgesamt sollen so im Jemen für die Cholerakranken 5000 Krankenhausbetten geschaffen werden.

36 Tonnen Hilfsgüter

Vergangene Woche brachte Unicef 36 Tonnen Hilfsgüter in den Jemen, darunter 750.000 Beutel eines Salzes, um den Flüssigkeitshaushalt von Erkrankten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese reichen für die Behandlung von 10.000 Erkrankten aus.

Doch nicht nur im Jemen, auch zur Bekämpfung der Hungerkrisen in Somalia, dem Südsudan und im Nordosten Nigerias fehlen ausreichend Gelder aus anderen Teilen der Welt. Laut Jane Howard vom UN-Welternährungsprogramm ist von den für Hilfe in der Region heuer nötigen umgerechnet 4,3 Milliarden Euro bisher weniger als die Hälfte zusammengekommen. 2016 habe das Welternährungsprogramm zwar mehr Geld als je zuvor zur Verfügung gehabt: "Aber die Bedürfnisse sind in die Höhe geschossen."

Hoffnung auf G-20

Beim Gipfel der G7-Staaten im sizilianischen Taormina im Mai hatten sich die sieben reichsten Industrienationen "tief besorgt" über die Situation gezeigt, aber keine konkreten finanziellen Zusagen gemacht. Die Hoffnung liegt nun auf dem Treffen der G20-Staaten am 7. und 8. Juli im deutschen Hamburg, wo Afrika das Schwerpunktthema ist. (bri, 3.7.2017)