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Pacquiao kassiert.

Foto: REUTERS/STRINGER

Brisbane – Als Volksheld Manny Pacquiao gefallen war, verloren auch die vom Terror heimgesuchten Filipinos ihre große Hoffnung. "Unser Herz schmerzt so sehr. Pacquiao hat verloren, unsere Häuser sind abgebrannt. Wir hatten gehofft, wir hätten Freude und Hilfe bekommen können", sagte ein Bewohner der vom IS terrorisierten Stadt Marawi City nach der einstimmigen Niederlage Pacquiaos im WM-Kampf gegen den australischen Herausforderer Jeff Horn.

Pacquiao, Senator in seiner Heimat, wollte den Philippinen Freude schenken und sich selbst für einen Rückkampf gegen Protzboxer Floyd Mayweather in Position bringen. Beides hat nicht funktioniert. Das Land trägt Trauer, der Rekord-Weltmeister steht vor einer ungewissen Zukunft.

Pacquiao, der als erster Boxer der Welt in acht Gewichtsklassen Weltmeister war, äußerte sich nach dem überraschenden Verlust des Titels im Weltergewicht schmallippig. "Es ist eine Entscheidung der Punktrichter. Diese akzeptiere ich", sagte der 38-Jährige.

Verwunderung

Das Duell gegen Horn sollte für Pacquiao eigentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Neuauflage des "Kampfes des Jahrhunderts" gegen Mayweather sein, ein lockerer Aufgalopp sozusagen. Doch dann musste Pacquiao seinen erst Ende 2016 errungenen WM-Gürtel dem ehemaligen Lehrer Horn überlassen, das Urteil des Fights vor 50.000 Fans im Suncorp-Stadium von Brisbane fiel mit 111:117, 113:115, 113:115 sogar erstaunlich deutlich aus.

Im Netz und am Ring herrschte Verwunderung. "Wow! PAC verliert einstimmig? Ein Richter wertet 111:117? Das ist es, was falsch läuft im Boxen", schrieb der frühere Box-Weltmeister Lennox Lewis bei Twitter. Pacquiaos Konditionstrainer Justin Fortune nannte die Ringrichter "verrückt". Auch der ehemalige Basketball-Superstar Kobe Bryant und Football-Star Aaron Rodgers waren überrascht.

Ähnlich überrascht wie der "Pacman" selbst. "Ich habe ihn nicht so stark erwartet", sagte Pacquiao nach seiner siebten Niederlage im 68. Profikampf noch, weiter wollte er sich nicht äußern. Das übernahmen die Amt- und Würdenträger in seiner Heimat. "Er ist ein wahrer Soldat. Selbst wenn er verwundet ist, attackiert er weiter den Gegner", sagte Armeechef General Eduardo Ano.

Offene Zukunft

Wie es mit Pacquiao sportlich weiter geht, ist damit offener denn je. Ein erneuter Mega-Zahltag gegen Mayweather scheint unrealistisch, dieses Recht beansprucht nun Horn für sich. Allerdings steht auch ein Rückkampf zwischen Pacquiao und Horn im Raum, womöglich noch in diesem Jahr.

Und auch wenn Box-Experten dem Filipino eine baldiges Karriereende raten, wie er es nach der ersten Niederlage gegen Mayweather im Mai 2015 schon einmal geplant hatte, erhoffen sich seine Landsleute weitere Kämpfe. Und dann, auch daran zweifelt niemand, wird ihr Weltstar irgendwann Staatspräsident. (sid, 2.7.2017)