1. Seven Ways to Leave Your Sender

Bleiben Sie doch am besten weg: ORF-Chef Alexander Wrabetz verabschiedete seine Mitarbeiter diesmal etwas ungewöhnlich in die Urlaubssaison. Nicht wörtlich, aber: Zusammen mit seinem Finanzdirektor Andreas Nadler empfiehlt der General seiner Belegschaft per Rundschreiben ein paar Wege, den ORF für immer zu verlassen.

Die Kosten – insbesondere die Personalkosten mit ihren zwei- und dreijährlichen Vorrückungen in ORF-Verträgen – stiegen stärker als die Einnahmen. Die jüngste Gebührenerhöhung mit Mai um 6,5 Prozent habe nicht einmal die Teuerung abgedeckt.

"Wenn wir diese Budgetentwicklung fortschreiben, würde das Unternehmen sehr rasch in eine extreme wirtschaftliche Schräglage gelangen", schreibt Wrabetz seinen Mitarbeitern. 3200 Vollzeitjobs gibt es im ORF, weitere gut 800 in Töchtern.

Nun geht es an das schon im Herbst angekündigte "Personalpaket", bis 2021 300 Stellen zu kürzen. Mit Pensionierungen werde sich das nicht ausgehen, schreiben Wrabetz und Nadler. Und: "Es ist uns aber nach wie vor ein großes Anliegen, die Verringerung des Personalstandes so sozial wie möglich zu gestalten. Deshalb haben wir ein Paket an unterschiedlichen freiwilligen Personal- Maßnahmen zusammengestellt, das durchaus für manche Mitarbeiter/innen die Möglichkeit bieten kann, ihre Arbeits- beziehungsweise Lebenssituation zu verändern, dem ORF aber auch gleichzeitig hilft, Personalkosten zu senken."

Die Wege aus dem ORF reichen von Handshakes, da wurde in den vergangenen Jahren eifrig zugegriffen, Altersteilzeit und andere Teilzeitmodelle, zum "Ansparen" auf Sabbaticals; auch Optionen zum – für den ORF kostengünstigeren – Bleiben schlagen die beiden vor – Abfertigungsansprüche aus alten Verträgen könnte man in die Mitarbeitervorsorgekassa übertragen, "wo sie mit einer Kapitalgarantie ausgestattet sind" (darüber musste der ORF schon lange Verfahren mit enttäuschten Dienstnehmern und Pensionisten führen) oder vorzeitige Auszahlung der Abfertigung.

"Angebot für Jungaussteiger/innen" – unter diesem schmucken Titel haben Wrabetz und Nadler auch für jüngere Mitarbeiter einen Weg aus dem ORF: Menschen, "für deren Lebensplanung die Beendigung des Dienstverhältnisses mit dem ORF schon vor der Pensionierung attraktiv erscheint", biete dieses Modell "die Möglichkeit mithilfe einer finanziellen Unterstützung neue Wege zu beschreiten".

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben einen erholsamen Sommer – nein, das sehr knappe Begleitmail beschließen Wrabetz und Nadler ebenso knapp mit: "beste Grüße".

Alexander Wrabetz 2016 beim Chat auf derStandard.at/Etat.
Foto: Christian Fischer

2. Personalpaket ohne Personalchef

Wrabetz spart schon seit gut einem Jahr, und deshalb hat auch kein Personalchef den Brief gezeichnet. Seit dem Abgang von Reinhard Scolik im Frühjahr 2016 ist die Funktion unbesetzt. Für die Umsetzung des "Personalpakets" – und tunlichst auch Personalentwicklung bei jüngeren Mitarbeitern, für deren Lebensplanung kluge und kundige Arbeit im und für den ORF attraktiv erscheint.

Wrabetz' Bürochef Michael Wimmer gilt als aussichtsreiche Kraft für den Job. Doch vor Nationalratswahlen hält sich der General gerne – siehe Channel Manager für ORF 1 und ORF 2 – möglichst viel Besetzungspotenzial offen. Vor allem vor Wahlen, die in Regierung, Nationalrat und ORF einiges ändern könnten.

Wobei manche sagen, die sich auf dem Küniglberg nun wirklich nicht schlecht auskennen... die Leiter der Rechtsabteilung und der Personalabteilung des ORF würden noch im Sommer ausgeschrieben. Und dieselben Menschen sagen: Für die Rechtsabteilung (deren Langzeitchef Rainer Fischer-See gerade Abschied feierte) wäre Josef Lusser zu favorisieren, der schon eine Weile das Büro der ORF-Gremien leitet. Und: Als Personalchef wäre Karlheinz Papst gesetzt.

Papst leitete bis Ende 2016 das ORF-Landesstudio Burgenland, fiel dort in Ungnade oder wurde jedenfalls durch einen anderen Wunschkandidaten ersetzt. Und mit dem Geburtsdatum 24. Juli 1957 wäre Papst vielleicht auch ein Kandidat für einen der vielen schönen Wege aus dem ORF, die General Wrabetz und Finanzer Nadler den Mitarbeitern gerade weisen.

Aber bevor wir uns in den Herbst 2017 verlieren oder gar Richtung Sparziel 2021, noch etwas Unmittelbares, schließlich nennt sich diese kleine, dreckige Kolumne ja Wochenschau, intern übrigens auch schon liebevoll Wochensau geheißen.

3. Einsendeschluss für Bundesliga-Rechte

Die Champions League ist ans Pay-TV verloren, nun geht es um die österreichische Fußballbundesliga. Der könnte das – kolportierte – Milliardengebot von Sky und Daz'n für die europäischen Fußballspitzen durchaus zupass kommen. Der ORF braucht nun umso mehr die hiesige Liga im Programm, jedenfalls weiterhin mit Sonntagslivespiel, womöglich auch mit Samstagabend, darüber jedenfalls wird im ORF-Sport nachgedacht.

Bis Dienstag haben Sender und Plattformen nach STANDARD-Infos Zeit, sich um einen ganzen Schippel von Rechtepaketen zu bewerben, die bisher ausgeschrieben sind. Und die gelten bisher nur der Ersten Liga und allein Bewegtbild. Das Beste zuerst also.

Mit Sky ist wohl auch wieder zu rechnen, mit dem ORF ohnehin. Und wohl auch mit Verhandlungen bis in den Spätherbst hinein, der ja erst kurz vor Weihnachten endet.

Die Klubs erhoffen sich sich – nicht ganz überraschend – jedenfalls mehr als die bisher 21,5 bis 22 Millionen Euro pro Saison von Sky und ORF. Ligavorstand Christian Ebenbauer hat im Frühjahr im STANDARD-Gespräch schon recht deutlich gemacht, dass ein Livespiel im Free-TV heute "kein Muss" mehr ist.

4. Österreichs größte Medienhäuser

Ich freue mich auf ein, zwei Wochen voller Fragen. Zum Beispiel, warum Portal XY in meiner gerade frisch erschienenen Übersicht der größten Medienhäuser Österreichs mit 13,6 Prozent Reichweite ausgewiesen ist und nicht mit, wie es doch unter oewa.at steht, mit 27,6 Prozent Reichweite. Oder: Warum nicht mit 4,8 Prozent?

Ich werde dann sehr oft antworten: Weil ich in meiner Übersicht der größten Medienhäuser Österreichs die Wochenreichweiten der Onlineportale laut ÖWA Plus (13,6) verwende, nicht die voreingestellten Monatswerte (27,6). Und warum nicht den Tagesschnitt (4,8) – wie bei den in der Übersicht ausgewiesenen Zeitungsreichweiten laut Media-Analyse? Weil die ÖWA Plus für Bundesländer bisher keine Tagesreichweiten, sondern nur Wochenreichweiten ausweist. Womit die Woche das kleinste gemeinsame Vielfache wäre. Oder so.

Wo was weitergeht

Wie sich der Vier-Punkte-Plan der Etat-Wochenschau in der österreichischen Medienrealität materialisiert, und was sich dort auch ganz ohne Prognose tut, lesen Sie – so rasch wie möglich – auf http://derStandard.at/Etat und anderen gepflegten Channels von derStandard.at. Bleiben Sie dran. (Harald Fidler, 3.7.2017)