Am Montag nimmt der Diskonter Hofer mal wieder zwei Notebooks der Lenovo-Tochter Medion ins Programm. Das wäre eigentlich "Business as usual", würde der Elektronikhersteller dabei nicht eine Premiere abliefern. Denn erstmals versucht man sich am Segment der dünnen, leichten Laptops im Aluminiumgehäuse.

Punkten soll das Medion Akoya S3409, das man für 799 Euro verkauft, insbesondere mit seinem "4K"-Display, mit dem hochauflösende Videos zum Erlebnis werden sollen. Beworben wird außerdem ein starker Akku sowie Dolby-gestützte Audioausgabe. Der Webstandard hat das "Hofer-Macbook" mit Windows 10 Home getestet.

Foto: derStandard.at/Pichler

32,7 x 22 x 1,7 Zentimeter lauten die Maßangaben des Notebooks, das Gewicht wird mit 1,3 Kilogramm angegeben. Damit befindet sich das Gerät in guter Gesellschaft mit anderen, ähnliche ausgestatteten Computern. Beim Design hat man sich für einen "Brushed Aluminium"-Look entschieden, was ihm subjektiv einen robusten Eindruck verleiht.

Bei der Verarbeitung gibt es wenig zu meckern. Die Spaltmaße sind gering, bei genauerem Hinsehen ist nur eine Abweichung zu entdecken. Die Blende für die Anschlüsse biegt sich auf der Unterseite an der Position von HDMI-Ausgang und Ein/Ausschalter etwas aus. Ärgerlich, aber kein Drama, zumal aus dieser Richtung das Eindringen von Schmutz eher unwahrscheinlich ist. Auf der anderen Seite, dort wo sich der Ladestecker befindet, tritt das Problem nicht auf.

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Die Lautsprecher liegen am hinteren Rand der Tastatureinheit, und sie sind interessanterweise etwas dem Bildschirm zugewandt. Dort, wo das Scharnier fixiert ist, befinden sich Einbuchtungen, die auf Dauer zu lästigen Staub- und Krümelfallen werden könnten. Unterhalb der beleuchteten Tastatur mit "Chocolate"-Keys ist ein recht großes Touchpad mit Maßen von rund 11 x 7 Zentimetern, das auch zwei Mausbuttons unsichtbar integriert.

Bei der Ausstattung mit Anschlüssen war man bei Medion nicht sparsam. Vorzufinden sind zwei USB 3.0-Ports im klassisch rechteckigen A-Format sowie ein USB 3.1-Anschluss des jungen Typs C. Ein HDMI-Ausgang erlaubt den Anschluss eines externen Bildschirms, an dem 3,5mm-Stecker können Lautsprecher oder Headsets angehängt werden. Ebenso dabei ist ein Speicherkartenleser, der sich mit den normalen SD-Formaten versteht.

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Schwarz eingerahmt ist das Prunkstück des Notebooks, ein IPS-Bildschirm mit 13,3 Zoll Diagonale und 3.200 x 1.800 Pixel (Glare Type, kein Touch), was technisch gesehen eigentlich noch unter der 4K-Minimalspezifikation liegt. Das Display schwächelt interessanterweise etwas bei den horizontalen Blickwinkeln. Schon bei geschätzt 30 Grad Abweichung von einer mittigen Betrachtungsposition bleichen die Farben minimal aus. Dies bemerkt man wohl nur, wenn man gezielt nach der Abweichung sucht. Erst bei noch spitzeren Winkeln ergibt sich ein deutlicher Unterschied. In der Vertikalen bleibt die Darstellung durchgehend stabil.

Weniger stabil ist das Scharnier, das bei Bewegungen eine Weile "nachfedert", sodass es ein paar Sekunden dauert, bis der Bildschirm wieder ruhig in Position verharrt. Hat man den Mobilrechner auf dem Schreibtisch oder einem anderen festen Untergrund stehen, ist dieses Manko irrelevant. Arbeitet man mit dem Laptop im Zug, könnte dies potenziell störend sein.

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Bei der Darstellung an sich überzeugt das Display sonst. Farben und Kontraste sind knackig, auch die maximale Helligkeit ist hoch genug, um auch draußen arbeiten zu können (sofern man sich nicht direkt in die Sonne setzt). Die hohe Auflösung gefällt bei Serien und Filmen.

Bei der Soundwiedergabe zeigt sich das S3409 überdurchschnittlich. Für einen Laptop klingen die Lautsprecher ordentlich, solange man sie nicht über 60 bis 70 Prozent Lautstärke dreht. Darüber klingt der Ton auffällig dumpf. Wunder vollbringen die Lautsprecher keine, es reicht aber in jedem Fall für angenehme Wohnzimmer-Hintergrundbeschallung.

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Großen Spaß macht die Tastatur. Die Tasten geben ein wenig mehr Widerstand, als die meisten Laptop-Keyboards und bieten ein exzellentes Schreiberlebnis. Die weiße Hintergrundbeleuchtung ist praktisch. Sie lässt sich in vier Stufen verstellen und auch dauerhaft ausschalten. Eingeschaltet lassen kann man sie allerdings nicht. Die Leuchtdioden gehen nach ein paar Sekunden Inaktivität automatisch wieder aus.

Ordentlich ist auch das Touchpad. Es reagiert mit angemessener und nicht überzogener Empfindlichkeit auf getippte Klicks und ist griffig genug, um damit den Mauszeiger ausreichend präzise über den Bildschirm zu führen.

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Zeit, über die inneren Werte zu sprechen. Ein Intel-Prozessor der aktuellen, siebten Generation der Core-i-Reihe, das Modell Core i-7200U, bildet das Herzstück gemeinsam mit acht GB RAM. Die zwei Kerne mit insgesamt vier Threads operieren mit einem Standardtakt von 2,5 GHz und erreichen bis zu 3,1 GHz im Turbomodus.

Als Speichermedium wurde eine SSD verbaut, die 236 GB an Platz mitbringt, der sich in eine 211 GB schwere Hauptpartition und eine 25 GB fassende Recovery-Partition mit Gerätetreibern und anderen Dateien aufteilt. Per Benchmark (AS SSD Benchmark mit Durchlauf für einen und frei GB) ließ sich eine sequentielle Lesegeschwindigkeit von rund 500 MB/s bzw. Schreibgeschwindigkeit von etwa 245 MB/s ermitteln.

Während der ersten Inbetriebnahme des Laptops wurde der aktuelle Stand von Windows 10 durch das Einspielen verfügbarer Aktualisierungen hergestellt. Dabei stellte sich heraus, dass am Testgerät das im April veröffentlichte Creators Update noch nicht vorhanden war, dessen Installation (inklusive Download) etwa eine Dreiviertelstunde dauerte. Nach der anschließenden Festplattenbereinigung sowie der Installation von Benchmarks und zwei Browsern standen knapp 175 GB an Speicherplatz auf der Hauptpartition zur Verfügung. Der Rest wurde von Windows 10 und allerlei vorinstallierten Programmen belegt.

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Neben Multimedia-Software wie PowerDVD oder der Testausgabe des McAffee-Antivirus ist auch ein dubioser "Life App Explorer" der Firma Sweet Labs an Bord. Dabei handelt es sich um einen Programmkatalog, in dem unter anderem Software wie der Medienplayer VLC angeboten wird, der sich auch problemlos von seiner offiziellen Homepage beziehen lässt. Von wo der Pseudo-Appstore das Installationspaket bezieht, war auf die Schnelle nicht herauszufinden. Sämtliche Drittsoftware, inklusive dem Life App Explorer, lässt sich jedoch mit normalen Windows-Bordmitteln entfernen.

Zurück zu den Spezifikationen: Einen dedizierten Grafikchip gibt es nicht. Das Medion-Notebook greift auf eine Intel HD 620-Einheit zurück. Diese stemmt zwar 4K-Videos gut, ist aber nicht für Gaming gedacht. Ältere 3D-Games sind damit durchaus zu spielen, anspruchsvollere neuere Spiele überfordern sie aber.

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Selbst mit 720p-Auflösung und niedrigstmöglichen Details war etwa im Multiplayer-Hit "Player Unknown‘s Battlegrounds" keine flüssige Bildwiederholrate (24 Frames pro Sekunde oder mehr) zu erreichen. Je nach Anzahl der sichtbaren Gegner und Komplexität der Umgebung waren Werte zwischen Einstelligkeit und maximal 15 FPS zu verzeichnen. Im Bereich rechts unterhalb des Displays trat deutliche Wärmeentwicklung auf. Womit das Offensichtliche geklärt ist: Dieses Notebook ist nicht für Spieler.

Mit Office, grundlegender Bildbearbeitung und (wie bereits erwähnt) Multimedia-Einsatz hat der Laptop keine Probleme. Programme starten flott. Und auch die Kombination aus Videoplayer, Word und zwei Browsern mit diversen geöffneten Tabs scheint ihn nicht merkbar zu überanstrengen. Der Lüfter springt relativ schnell an, ist aber so leise, dass er im üblichen Hintergrundlärm völlig untergeht.

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Bei der Akkulaufzeit zeigt sich das Akoya S3409 nicht als Marathonläufer. Mit zwei Browsern und diversen Tabs, Youtube für Hintergrundbeschallung (50 Prozent Lautstärke) und Office liegt die nach einer Stunde andauernder Verwendung kumulierte Akkulaufzeit bei fünf bis sechs Stunden. Das liegt klar unter den Laufzeiten, die Apples Retina-Macbooks erreichen, die mit 2.560 x 1.600 Pixel aber niedrigere Auflösung bieten. Laut dem Test von Notebookcheck.com kommt die ebenfalls existierende Full-HD-Ausgabe (1.920 x 1.080 Pixel) des Medion-Laptops auf bis zu 2,5 Stunden längere Betriebsdauer.

Konnektivitätsseitig gibt es nichts zu bemängeln. Das Intel-WLAN-Modul (802.11ac, Dualband) arbeitet wie es soll, der Empfang ist gut. Auch die Bluetooth-4.1-Schnittstelle werkt, wie erwartet.

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Eine echte Enttäuschung ist allerdings die integrierte Webcam. Sie liefert 720p-Auflösung und Bilder von der Grottigkeit früher Smartphonekameras. Selbst viele Billiglaptops liefern hier Module, die deutlich bessere Bildqualität produzieren.

Ein einfacher Austausch von Komponenten ist übrigens nicht vorgesehen, allerdings soll dieses Notebook immer noch leichter zu zerlegen sein, als einige andere, dünne Geräte. Zugang zur SSD und anderen Hardwarebestandteilen erhält man durch das Entfernen aller Schrauben und vorsichtiger Öffnung der Schale. Der Arbeitsspeicher lässt sich nicht tauschen, da er am Mainboard angelötet ist.

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Fazit

Das Medion Akoya S3409 ist ein solides Notebook für Office und Multimedia-Belange, das nur bedingt zum Spielen geeignet ist. Überzeugend sind das Display, die Verarbeitung sowie die Tastatur, auch wenn es an ersten beiden Punkten kleinere Kritikpunkte gibt. Ebenfalls solide arbeiten Konnektivitätshardware und Lautsprecher. Die Anschlussausstattung ist ordentlich, die Performance des Geräts liegt im erwarteten Bereich. Der Speicher zeigt sich flott.

Eher wenig überzeugend ist die Akkulaufzeit, die bei normalem Arbeitseinsatz kaum über sechs Stunden reichen dürfte. Fragwürdig ist zudem die Vorinstallation von Software wie dem "Life App Explorer", der eine dubiose Quelle für Programme ist, die man ohnehin kostenlos auf den Seiten der Herstellern findet. Als weitere Schwäche gesellt sich die integrierte Webcam mit wirklich übler Bildqualität hinzu.

Wer 800 Euro in einen schicken, leichten Begleiter für Arbeits- und Unterhaltungszwecke investieren möchte, ist mit diesem Notebook nicht prinzipiell schlecht beraten. Man sollte aber gut abwägen, ob die gebotene Akkuleistung ausreicht und sich sonst gegebenenfalls nach der Full-HD-Variante umsehen, für die man allerdings die visuellen Vorteile der ultrahohen Auflösung opfern muss. (Georg Pichler, 02.07.2017)