Eine Studie zeigt: In rund 48 Prozent der befragten Unternehmen hat sich in drei Jahren die Geschlechterdiversität in den Gremien verbessert.

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Wien – Die Diskussionen zum Thema "Mehr Frauen in den Führungsetagen" läuft bereits seit Jahren und ist in vielen Ländern – so mittlerweile auch in Österreich –

Agenda der Politik geworden. Diese schreibt fixe Quoten – etwa für das Gremium des Aufsichtsrats – vor. Doch wie sieht es in der europäischen Finanzwelt bezüglich Frauen in Führungsetagen aus? Dieser Frage ist der britische Thinktank New Financial mit Un-terstützung von Columbia Threadneedle Investment nachgegangen. Die Studie "Counting Every Woman 2017" wurde heuer bereits das dritte Jahr in Folge durchgeführt und zeigt: Es tut sich was.

Positiver Trend

Hier die Details: Ein Viertel (25 Prozent) der Jobs in den Aufsichtsgremien in der europäischen Kapitalmarktindustrie ist derzeit von Frauen besetzt, und fast jedes fünfte Managementmitglied (18 Prozent) ist weiblich. In Summe ist das nicht mehr weit weg von den Unternehmen im britischen Leitindex FTST100, wo 27 Prozent der Board-Positionen und 19 Prozent der Executive-Jobs von Frauen ausgeführt werden.

Die Zahlen gehen also in die richtige Richtung, halten die Studienautoren Lurence Bax, Olivia Seddon-Daines und Yasmine Chinwala fest. Der Prozentsatz an Frauen in Aufsichtsgremien ist in den vergangenen drei Jahren um fünf Prozentpunkte auf 25 Prozent gestiegen. Die weibliche Präsenz bei den Führungsjobs hat im Vergleich zu 2014 (Ersterstellung der Studie) um drei Prozentpunkte auf die bereits erwähnten 18 Prozent zugenommen.

Festgehalten werden kann laut New Financial auch, dass die Vertretung von Frauen in allen Sektoren gestiegen ist. In mehr als der Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) hat demnach der Frauenanteil in den Führungsetagen in den vergangenen drei Jahren zugenommen. In rund 48 Prozent der befragten Unternehmen wurde die Geschlechterdiversität in den Gremien verbessert.

Dennoch gibt es markante Unterschiede, wenn man sich Aufsichtsgremien und die Managementebene getrennt ansieht. Dann zeigt sich, dass der durchschnittliche Frauenanteil bei den Aufsichtsräten etwa bei Banken bei 33 Prozent liegt – das ist mehr als doppelt so viel als auf der Managementebene. Im Schnitt kann festgehalten werden, dass die Geschlechtervielfalt in den Aufsichtsräten mehr als dreimal so hoch ist wie in den Vorstandsetagen.

Die Unterschiede sind in einigen Sektoren besonders deutlich. So liegt die durchschnittliche Frauenquote im Management bei Hedgefonds bei neun Prozent, im Bereich Private Equity bei zehn Prozent. Im Bereich Regulierung steigt dieser Anteil auf 30 Prozent und bei Handelshäusern auf 31 Prozent. Der Anteil von 25 Prozent Frauen (im Durchschnitt), die in einem Aufsichtsgremium sitzen, kaschiere laut den Studienautoren aber jene Lücke, die es im Bereich Management gibt. Denn der Anteil an weiblichen Direktoren (nicht geschäftsführend) ist mit 26 Prozent mehr als doppelt so hoch als im Bereich der Geschäftsführung – dort weist die Studie aktuell einen Frauenanteil von lediglich zwölf Prozent aus.

Herausforderung bleibt

Auch wenn die Zahlen in die richtige Richtung gehen, ist es für die Studienautoren noch lange nicht Zeit, sich bei diesem Thema zurückzulehnen. Denn Frauen in Führungsetagen seien nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Gerade der Finanzsektor sieht sich derzeit mit vielen Änderungen, Vorschriften und Regulierungen (etwa Mifid II) konfrontiert, umso mehr müsse dafür gesorgt werden, dass der Bereich Geschlechtervielfalt auf den Agenden der Entscheidungsträger bleiben.

Die Unternehmer hätten laut New Financial zwei Möglichkeiten: Entweder sie handeln selbst und nehmen sich des Themas Geschlechtervielfalt – aber auch jener der Ethnizität und Mobilität – selbst an, oder sie warten, bis die Politik Vorgaben dazu macht, wie es ja auch beim Thema Aufsichtsrat passiert ist.

An der Studie haben 240 Unternehmen und Organisationen aus zwölf Sektoren des europäischen Kapitalmarkts teilgenommen. Da-zu zählen Banken, Versicherer, Investmentbanken, Pensionsfonds, Asset-Manager, Regulierer, Zentralbanken, Börsen, Handelshäuser, Kanzleien, Private Equity und Hedgefonds. (Bettina Pfluger, 29.6.2017)