So ruhig wie hier geht es am Zaun zu Nachbars Garten nicht überall zu.

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Was tun, wenn Nachbarn sich wie Spione benehmen? Auch dazu finden sich Antworten im Buch.

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Gerhard Putz
Mein Recht als Nachbar
Nachbarschaftsrecht in Österreich
Leopold-Stocker-Verlag 2017
208 Seiten, 19,90 Euro

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"Meins, meins, meins!" Schon im Kindesalter verteidigen wir vehement, was uns gehört. Das setzt sich oft bis ins Erwachsenenalter fort, schreibt Gerhard Putz in seinem Buch "Mein Recht als Nachbar". Der Autor ist Rechtsberater und hat langjährige Erfahrung mit Rechts- und Grenzstreitigkeiten.

Denn wem etwas gehört oder nicht, ist vor allem bei Nachbarn ein Thema – besonders wenn es um die Grenze von Grundstücken geht. Sie beschreibt Putz als "grenzenloses Streitobjekt". Einer dieser Streitbolde ist Valentin. Er ist Protagonist in einem der vielen Fallbeispiele im Buch, die die teils trockenen Gesetzestexte aufzulockern wissen und nachvollziehbar machen. Ihr Zweck: Am Ende soll der Leser etwas lernen, denn nach jedem Fall gibt es anzukreuzende Antwortmöglichkeiten und am Ende des Kapitels die Lösungen.

Valentin also hasst seinen Nachbarn Fritz und vermutet die Grundstücksgrenze an der falschen, ihn benachteiligenden Stelle. Valentin sucht einen Beweis und findet ihn auf einem alten Plan in der Grundbuchsmappe, daraufhin versetzt er Grenzsteine und droht, die Wand des Nachbarhauses mit dem Vorschlaghammer einzuschlagen. Nun muss der Leser beantworten, wer hier im Recht ist. Bevor es am Ende die Auflösung gibt, werden die dazugehörigen Paragrafen erklärt.

Recht auf Aussicht

Neben Grundbegriffen der österreichischen Rechtsordnung, etwa zu den Themen Eigentum, Sachenrecht, Zäune, Einwirkungen und Lärmerregung, werden auch das Recht auf Aussicht, Haustiere, Schneeräumpflichten und Nachbarn, die sich wie Spione verhalten, besprochen, teilweise liefert der Autor sogar individuell für jedes Bundesland die entsprechenden Paragrafen mit und führt sie näher aus. Immer mit dabei: konkrete Fälle aus dem wahren Leben mit Protagonisten wie Valentin und Franz.

Trotz nüchterner Gesetze beweist dieses Buch Humor – wenn auch unabsichtlich. So wird von herabfallenden Nüssen, schattenwerfenden Bäumen, neugierigen Nachbarn mit Fernglas und nächtlichen Waschgängen erzählt. Allen Sachverhalten ist gemeinsam, dass irgendein Nachbar ein Problem damit hat. Am Ende der Fallbeispiele bleibt der Leser jedenfalls meist mit einem Schmunzeln zurück.

Putz schreibt, er wolle mit seinem Buch Nachbarn dabei helfen, informierter zu argumentieren, und einen Beitrag zur Verhinderung von Nachbarschaftskonflikten leisten. Valentin hat mit seinem Handeln übrigens gleich mehrere Gesetzesübertretungen begangen und wurde für das Versetzen von Grenzzeichen verurteilt. Sein Nachbar sinnt auf Rache, für Konfliktvermeidung ist es in diesem Fall wohl schon zu spät. (Bernadette Redl, 11.7.2017)