Wien – Abseits der Verschärfungen für Kindergärtenbewilligungen erstellt die Stadt derzeit einen Religionsleitfaden für private Träger. Dieser soll – ergänzend zum Bildungsplan – konkrete Vorgaben machen, wie religiöse Inhalte adäquat zu vermitteln sind. Das Handbuch wird im Herbst präsentiert, kündigte Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorzsky (SPÖ) am Donnerstag im Landtag an.

Der Ressortchef erklärte, dass es sich hierbei gewissermaßen um eine "Konkretisierung" des Bildungsplans handle. Die Erarbeitung erfolge unter Einbeziehung aller Religionsgemeinschaften. Angekündigt worden war der Leitfaden schon Ende 2015 von Czernhoszkys Vorgängerin, der jetzigen Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), als einmal mehr die sogenannten Islam-Kindergärten im Mittelpunkt der Debatte standen.

Zwang ist "nicht Okay"

"Die Vermittlung von Traditionen und religiösen Werten ist okay. Aber nicht okay ist, dass Kinder verängstigt werden, gezwungen werden, beschämt werden", erklärte der Bildungsstadtrat. Im Prinzip sei das alles schon im – für alle Kindergärten einzuhaltenden – Bildungsplan festgeschrieben. Für die tägliche Arbeit der Kindergärtner soll der Leitfaden allerdings sicherstellen, dass die Vermittlung religiöser Inhalte "in kindergerechter Art und Weise und ohne Indoktrinierung" geschieht.

Czernohorszky nannte als Beispiele etwa den Ramadan. Hier könne man das Thema Fasten durchaus zum Thema machen und etwa über Aspekte des Verzichts reden, aber nicht die Kinder dazu zwingen, nichts zu essen und zu trinken. Das trifft auch auf das Nikolofest zu. Das sei freilich in Ordnung, aber ohne die Kids einzuschüchtern oder – Stichwort Krampus – zu verängstigen.

Sanktionen bei Nichteinhaltung

Der Leitfaden wird an alle privaten Kindergärten ergehen. Und da er eine Ergänzung zum Bildungsplan darstellt, können Einrichtungen, die sich nicht daran halten, auch sanktioniert werden – bis zum Entzug der Bewilligung bzw. der Förderungen.

Erst gestern, Mittwoch, hatte der Bildungsstadtrat ein Maßnahmenpaket in Sachen Privatkindergärten präsentiert. Neben strengeren Auflagen wird die Stadt künftig enger mit dem Verfassungsschutz zusammenarbeiten, um schwarze Schafe unter Betreibern schon im Vorfeld besser ausfindig machen zu können. Die Kontrollen werden ebenfalls ausgebaut. Die Gesetzesnovelle soll im Herbst beschlossen werden. (APA, 29.6.2017)